Mal scheint die Sonne, mal scheint sie nicht. Mal bläst der Wind, mal herrscht Flaute. Die Einspeisung der regenerativen Energien in die Netze stellt Anlagenplaner vor Herausforderungen. Die intelligente Kombination von Betriebsmitteln hält die Netze trotz volatiler Einspeiser sauber.
Etwa ein Viertel der weltweiten Stromerzeugung stammt mittlerweile aus erneuerbaren Energiequellen. Das geht aus dem „Global Status Report 2017“ des Netzwerks „Renewable Energy Policy Network for the 21st Century“ hervor. Auf mehr als 2.017 Gigawatt (GW) Strom summierte sich 2016 demnach die Leistung erneuerbarer Energieträger. Das sind über 20 Prozent des globalen Gesamtenergieverbrauchs. Tendenz steigend.
Zwar liegt Deutschland mit Wind- und Solarenergie im internationalen Vergleich weit vorn, doch der Markt ist in Bewegung. So ziehen viele asiatische Länder und vor allem Anrainerstaaten des Persischen Golfs und der Sahara nach. Beispielsweise haben Taiwan und Südkorea den Atomausstieg beschlossen und wollen im Gegenzug auch Wind- und Solarkraft ausbauen.
Länder, die bislang auf Öl gesetzt haben, entdecken ihre natürlichen Energiequellen: Nachdem die Vereinigten Arabischen Emirate vor Kurzem ankündigten, 163 Milliarden Dollar in die Produktion von Ökostrom investieren zu wollen, zieht nun auch Saudi-Arabien nach und plant den Bau neuer Solarkraftwerke mit einer Leistung von über zehn Gigawatt. Zwischen 30 und 50 Milliarden Dollar will das Königreich dazu investieren. Auf der anderen Seite der Sahara baut Marokko konsequent Wind- und Solarenergie aus und nimmt gerade die Phase zwei des 350-Megawatt-Solarprojekts Noor in Betrieb. Für Planer und Betreiber von Wind- und Solarkraft stehen die Sterne deshalb grundsätzlich gut.
NETZE SAUBER HALTEN
Zwar werden Sonnen- und Windenergie landläufig als saubere Energien betrachtet, doch gilt dies nur für die CO 2 ‑Emmissionen und nicht für die Netze, in die regenerative Erzeuger einspeisen. Dabei macht es grundsätzlich keinen Unterschied, ob der Strom eines einzelnen Windrads ins Ortsnetz oder der eines Wind- oder Solarparks in Mittel‑, Hoch- oder Höchstspannungsnetze eingespeist wird. Auf allen Ebenen treten bei Einspeisung regenerativer Energien multiple Netzrückwirkungen auf.
Um die Netze sauber zu halten, bedarf es großer technischer und finanzieller An strengungen. Der Betrieb dieser Anlagen am Spannungsband des jeweiligen Netzverknüpfungspunktes ist deshalb schon in der Planungsphase ein zentraler Aspekt. Nur wer hier alle technischen Möglichkeiten in Betracht zieht, kann eine kosten- und leistungsoptimierte Gesamtlösung ermitteln und die Stromgestehungskosten, die Levelized Cost of Energy (LCOE), konsequent optimieren. Die intelligente Kombination von Betriebsmitteln ist dabei der Schlüssel zu einer optimalen Lösung auf allen Spannungsebenen.
AKTIV- UND PASSIVFILTER OPTIMIEREN KOSTEN
Durch die Einspeisung von Wind- und Solarstrom treten vermehrt Störgrößen in öffentlichen Stromnetzen auf. Dazu zählen unter anderem Spannungsschwankungen, Blindleistungen, Oberschwingungen, Supraharmonische und Resonanzen. In einigen Fällen reichen Blindleistungskompensationsanlagen oder passive Filter wie bisher alleine nicht mehr aus. Insbesondere die sich stetig ändernden Netzanschlussrichtlinien erfordern neue Denkansätze. Nur durch die Kombination verschiedener Lösungen gelangen Planer und Betreiber zu einer optimalen Lösung.
Sogenannte Hybridsysteme, also die Kombination von Passivfilter und Aktivfilter, ermöglichen beispielsweise am Netzanschlusspunkt von Wind- und Solarparks eine umfassende Filterwirkung und Blindleistungskompensation. Passivfilter wirken hierbei breitbandig bis in den supraharmonischen Frequenzbereich. Aktivfilter reduzieren im niederfrequenten Bereich selektiv Harmonische.
Passivfilter stellen eine Verschaltung aus Kondensator und Induktivität dar. Mit ihnen lassen sich die Netzimpedanz positiv beeinflussen und die Oberschwingungs ‑anteile im Netz reduzieren. Weiterhin stellen Passivfilter eine fixe kapazitive Blindleistung bereit und können je nach Anforderung stufenweise dimensioniert werden.
Aktivfilter basieren auf leistungselektronischer IGBT-Technologie und werden heute insbesondere in Industrienetzen vermehrt eingesetzt, um Netzrückwirkungen zu reduzieren und die Spannungsqualität zu verbessern. Der eingespeiste Kompensationsstrom in Phasenopposition zur Störgröße reduziert Oberschwingungen und Blindleistungen mit hoher Dynamik stufenlos. Zudem lassen sich mit entsprechenden Anlagen unsymmetrische Lasten ausgleichen oder Flicker kompensieren. Wichtig ist auch die modulare Erweiterbarkeit. Kommen beispielsweise neue Windräder hinzu oder ändert sich neben der Produktion auch die Störlage, können Betreiber schnell darauf reagieren und über zusätzliche Filtermodule auf die neue Situation reagieren. Die optimale Dimensionierung der kombinierten Filter und der Kompensationsanlagen ermitteln Spezialisten, indem sie bereits in der Planungsphase umfangreiche Simulationsstudien durchführen oder im laufenden Betrieb die Spannungsqualität messen. Damit können die gültigen Normen erfüllt und die notwendige Zertifizierung erfolgreich abgeschlossen werden.
Ein weiterer Bereich, wo sich durch die Kombination von Betriebsmitteln das Gesamtdesign von Wind- und Solaranlagen optimieren lässt, liegt in der Dimensionierung der Stromrichter. Da die Halbleitermodule eine feste Strombelastbarkeit aufweisen, sind der übertragbaren Leistung am jeweiligen Netzknoten Grenzen gesetzt. Entscheidend für die Dimensionierung ist hier die Breite des Spannungsbandes im Eingangsbereich der Wechselspannung. Hier kommt der Transformator mit Stufenschalter ins Spiel.
KOSTEN RUNTERREGELN
Dieser bietet nämlich einen signifikant kleineren Eingangsspannungsbereich zur AC-Seite des Stromrichters. Der mit einem Laststufenschalter ausgestattete Transformator hilft den Unternehmen, die verwendeten Stromrichter optimal auszulasten. Ohm’sche Verluste im Netz werden minimiert. Das schmalere Spannungsband erhöht die übertragbare Leistung des Stromrichters. Das bedeutet im Umkehrschluss: Beim konsequenten Einsatz der Regelungstechnik über sämtliche Spannungsebenen können Anlagenplaner alle Stromrichter entsprechend kleiner dimensionieren. Senkung der LCOE lautet das Zauberwort.
Die Kombination von geregeltem Transformator und Stromrichter sowie von Aktiv- und Breitband-Passivfilter bringt Planer von Solar- und Windkraftanlagen ihrem wichtigsten Ziel einen entscheidenden Schritt näher: Sie schaffen Anlagen mit maximalem finanziellen Ertrag, indem sie die Investitionskosten minimieren und gleichzeitig die Anlagenleistung maximieren – und das auf allen Spannungsebenen.
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