Brasilien hat in den letzten vier Jahren ein enormes Wachstum der photovoltaischen Stromerzeugung erlebt. Für Versorgungsunternehmen ist das eine große Herausforderung.
Mit rund 21 Millionen Einwohnern ist Minas Gerais einer der größten und wirtschaftlich stärksten Bundesstaaten Brasiliens. Hier befinden sich die wichtigsten Industriezentren Brasiliens: Bergbau, Stahl- und Automobilindustrie sowie Lebensmittelverarbeitung und Landwirtschaft haben in den letzten Jahren für ein stetiges Wirtschaftswachstum gesorgt. Der Netzbetreiber CEMIG (Companhia Energética de Minas Gerais S.A.), mit mehr als neun Millionen Kunden einer der größten Energieversorger Südamerikas, hat nicht nur mit diesem Wachstum, sondern auch mit geografischen und klimatischen Besonderheiten wie Regen- und Trockenzeiten und starken Wetterschwankungen zu kämpfen.
„Die Stromqualität bei der zunehmenden PV-Einspeisung in unseren Verteilnetzen zu erhalten, hat für uns höchste Priorität.“
William Alves de Souza, CEMIG
Im Jahr 2024 hat CEMIG zudem 4,2 Gigawatt Solarstrom installiert und ist damit Marktführer im Bereich der dezentralen Stromerzeugung in Brasilien. William Alves de Souza, der technische Leiter von CEMIG, sagt: „Die zunehmende dezentrale Stromerzeugung bringt große Herausforderungen für die Verteilnetze mit sich. Die Aufrechterhaltung der Stromqualität innerhalb der Standards ist zu einer nationalen Herausforderung geworden.“
Transport und Installation des rONT laufen exakt wie die eines ungeregelten Transformators.
Einziges Extra: Der Steuerschrank muss zusätzlich am Mast installiert werden – und zwar in einer Höhe, dass er außerhalb der Reichweite von Passanten liegt.
Stabilität vs. dezentrale Erzeugung
Souza ist nicht der Einzige, der sich diesen Herausforderungen stellt. In den letzten Jahren hat Brasilien starke Anreize für den Ausbau von Photovoltaik-(PV-) Systemen geschaffen, insbesondere durch das Net-Metering-Programm „Geração Distribuída“. Dieses Programm ermöglicht es Haushalten und Unternehmen, die erzeugte Energie in das lokale Stromnetz einzuspeisen. Im Gegenzug erhalten sie Gutschriften auf ihrer Stromrechnung. Dank dieser Fördermaßnahmen und sinkender Photovoltaik-Kosten hat sich die dezentrale Solarenergie in der größten Volkswirtschaft Südamerikas rasant entwickelt und nach Berechnungen von Absolar, dem brasilianischen Verband für Photovoltaik-Solarenergie, bereits mehr als 36 Gigawatt an installierter Leistung im dezentralen Sektor erreicht.
Wie im Rest der Welt sind auch die brasilianischen Verteilnetze unidirektional aufgebaut und daher nicht dafür ausgelegt, große Mengen an unbeständiger Solarenergie aufzunehmen. Die Folge einer zunehmenden Anzahl dezentraler Erzeugungseinspeisungen: Spannungsschwankungen, Überlastungen und Verletzungen des Spannungsbands.
„Unter bestimmten Bedingungen kann der rONT die Aufnahmekapazität von Verteilnetzen um bis zu 50 Prozent erhöhen.“
Renato Tanasovici, Vertriebsleiter Süd- und Zentralamerika
Renato Tanasovici, Vertriebsleiter Süd- und Zentralamerika, sind diese Probleme vertraut, und er kennt auch eine Lösung: „Trotz des hohen Solarpotenzials beeinträchtigen Wetterschwankungen und intermittierende Bewölkung die Konsistenz der Stromerzeugung. Daher müssen vor allem die Verteilnetze anpassungsfähiger und ihre Regelungsmechanismen robuster werden. Es besteht ein großer Bedarf an Steuerungssystemen, die in der Lage sind, die bidirektionalen Energieflüsse zu verwalten. Der rONT (regelbarer Ortsnetztransformator) ist eine effiziente Möglichkeit, diese Probleme zu lösen.“ Der rONT sei so konzipiert, dass er Schwankungen bei Erzeugung und Last automatisch ausregelt. Studien und Feldanalysen hätten zudem gezeigt, dass unter bestimmten Bedingungen die Aufnahmekapazität um bis zu 50 Prozent erhöht werden kann.
Im Transformator von Cemig ist ein ECOTAP® VPD® III 30D-24 eingebaut. Er kann im Netzbetrieb 500.000 Schaltungen ohne Wartungen machen.
Argumente, die CEMIG-Techniker Souza, der ein Netz mit über 970.000 Verteiltransformatoren verwaltet, überzeugten: „Wir müssen unser Netz auf die dezentrale Erzeugung vorbereiten und haben uns dazu verschiedene Optionen angesehen wie beispielsweise Spannungsregler. Jetzt testen wir ein vielversprechendes Gerät: den rONT mit ECOTAP® VPD®. Im Jahr 2024 haben wir direkt mit zwei Pilotprojekten begonnen. Bei der Auswahl der beiden Standorte für den geregelten Transformator, in den der Hersteller Trael den Reinhausen-Schalter verbaut hat, haben die Netzspezialisten zwei völlig unterschiedliche Versorgungsbereiche ausgewählt, bei denen es aufgrund von neuen PV-Einspeisern immer wieder zu Verletzungen des Spannungsbands kam: Der erste Transformator versorgt 92 Kunden im Stadtgebiet von Uberaba, einer Stadt im Bergwerksdreieck im Südwesten von Minas Gerais. Der zweite Transformator befindet sich im eher ländlichen Bocaiúva und versorgt nur einen gewerblichen Abnehmer, der den Strom seiner installierten PV-Anlage ins Verteilnetz einspeist.
Montage der Steuereinheit in vier Metern Höhe: Aus dieser knapp 18 Kilogramm schweren Einheit bezieht der Motorantrieb des Laststufenschalters seine Spannung und erhält die Schaltbefehle. Das wetterfeste Stahlgehäuse ist mit einem elektrostatischen Anstrich versehen und damit vor Außeneinwirkungen gut geschützt.
Um die Spannungsschwankungen, die ein gewerblicher Abnehmer durch Einspeisung von Solarstrom verursacht, am Ende der Mittelspannungsleitung in Bocaiúva zu glätten, haben die Netzspezialisten von CEMIG einen 75-kVA-Transformator mit ECOTAP® VPD® III installiert.
CEMIG-Anlagenmanager Souza dazu: „Beide ungeregelten Transformatoren haben wir durch rONTs mit ECOTAP® VPD® III ersetzt. Die Installation verlief so un-kompliziert wie die eines herkömmlichen Transformators. Da es im System zu Ungleichgewichten kommen kann, ist es wichtig, die richtige Spannung zu wählen. Wir empfehlen deshalb, zuerst das Spannungsprofil zu studieren, um das Gerät dann entsprechend einstellen zu können.“
Betriebsmittel mit großem Potenzial
Für Reinhausen-Manager Tanasovici spielt deshalb die Unterstützung der Versorger bei der Einführung dieses neuen Betriebsmittels eine wichtige Rolle: „MR hat bei der Auswahl der Parameter unterstützt und auch bei der ersten Inbetriebnahme vor Ort. Es gab auch eine Schulung für die Techniker des Netzbetreibers.“ Außerdem könnten Netzbetreiber von der Zusammenarbeit mit Herstellern, Forschungszentren und akademischen Einrichtungen profitieren, um das notwendige Fachwissen für die Implementierung, Überwachung und Optimierung von rONT-Lösungen zu bekommen.
Aus Sicht von Souza war die Entscheidung pro rONT mit ECOTAP® VPD® eine gute Option: „Das größte Potenzial sehen wir an Netzpunkten, wo es starke Spannungsschwankungen aufgrund von PV-Einspeisungen gibt.“ Und dieses Potenzial besteht weit über die Verteilnetze der CEMIG hinaus in ganz Brasilien und letztlich ganz Lateinamerika.
Diese Grafik zeigt, wie der rONT die Spannung für den gewerblichen Kunden stabil hält. Sie zeigt die durchschnittlichen Spannungswerte über zwei Wochen. Trotz der Einspeisungen durch die installierte PV-Anlage bleibt die Spannung in dem gewünschten Bereich zwischen 124 V und 130 V.
Reinhausen in Lateinamerika
Über den gesamten Kontinent ist Reinhausen mit Niederlassungen vertreten und betreut von dort aus eine Vielzahl an Projekten.
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Power quality
Industriebetriebe, Farmen oder Hotels am Ende langer Mittelspannungsleitungen leiden oft unter Lastabfällen oder Spannungsschwankungen. Maschinenschäden oder erhöhter Stromverbrauch sind die Folge. Regelbare Transformatoren sichern eine stabile Spannung. So beispielsweise für die „Grupo Bios“ in Kolumbien. Für einen Tierfutterproduzenten wurde hier ein 2.000-kVA-34,5‑kV-Transformator mit ECOTAP® VPD® verbaut.
Residential solar
Durch einen geregelten Verteiltransformator lässt sich die Aufnahmefähigkeit von Ortsnetzen um ein Vielfaches erhöhen. Mehr Kleinerzeuger mit Photovoltaikanlagen können so einspeisen, ohne dass das Spannungsband verletzt wird. Durch die Entkopplung von Mittel- und Niederspannung kann auf den kostspieligen Netzausbau (neue Kabel bzw. neue Kompaktstationen) verzichtet werden. Viele Netzbetreiber wie beispielsweise die brasilianische CPFL Energia oder CEMIG setzen auf diese Lösung.
Large scale renewables
Im Nordosten Brasiliens sind in zwei großen Windparks geregelte Transformatoren in den Gondeln von Windkraftanlagen im Einsatz. Damit optimiert der Betreiber den Energieertrag und die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Denn durch die Entkopplung der Sekundärspannung von der Netzspannung am Generator kann die volle Blindleistung genutzt werden. Für den Einsatz in Gondeln ist ein wartungsfreier Laststufenschalter erforderlich, der Spannungsänderungen in wenigen Sekunden umsetzen kann.