In der schrittweisen Digitalisierung seiner Transformatoren sieht Rúnar Svavar Svavarsson vom isländischen Netzbetreiber Veitur viele Vorteile. Im Interview erklärt er, wie ihm neue Systeme dabei helfen, Kosten zu senken und die Zuverlässigkeit seines Netzes zu erhöhen.
Welche Rolle spielt für Sie das Thema Wartung?
Eine große Rolle: Man kann einen Transformator mit einem Menschen vergleichen. Die meisten von uns gehen einmal im Jahr zum Doktor, um checken zu lassen, ob alles in Ordnung ist. Falls das nicht der Fall ist, unternimmt der Doktor etwas. Genauso gehen auch wir vor, wenn wir durch die Daten unserer Transformatoren herausfinden, dass etwas nicht stimmt. Das ist für uns der Ausgangspunkt für die Fehlersuche und für die Behebung eines Problems. Dafür müssen wir die Transformatoren überwachen.
Wie funktioniert diese Überwachung?
Heute geschieht dies hauptsächlich auf zwei Wegen: Einige Daten bekommen wir über ein SCADA-Steuerungssystem geliefert, für andere müssen die Kollegen zu den Transformatoren fahren und die Informationen direkt vor Ort ablesen. Zu diesen Werten zählen etwa die Informationen über die Entstehung von Gasen im Öl oder die maximale Erwärmung der Wicklungen.
„Durch die schrittweise Digitalisierung unserer Trafos bekommen wir viel mehr Informationen – und das in Echtzeit!“
Bei dieser traditionellen Art der Wartung arbeiten wir momentan in erster Linie mit einer zeitbasierten oder präventiven Instandhaltung – wie der Mensch, der regelmäßig zum Arzt geht. Das kostet natürlich viel Zeit und wir benötigen viele Serviceeinsätze vor Ort, um diese Art der Wartung umsetzen zu können. Das wird sich jedoch in Zukunft ändern.
Wie geschieht das?
Durch die schrittweise Digitalisierung unserer Trafos bekommen wir viel mehr Informationen – und das in Echtzeit! So können wir den Zustand unserer Anlagen deutlich schneller, effizienter und vor allem konstanter evaluieren, als das bisher geschah. Ein konkretes Beispiel dafür sind unsere zwei neuesten Transformatoren, die uns dabei helfen werden, unser Netz noch zuverlässiger zu machen. Von diesen beiden Modellen bekommen wir kontinuierlich Informationen über ihren „Gesundheitszustand“ und können auf Basis dieser Daten handeln.
Welche Werte können Sie konkret erheben?
Da sind zum einen die Temperaturen an den verschiedensten Stellen des Trafos – sei es im unteren Teil, im oberen Teil oder in der Primär- oder Sekundärwicklung. Außerdem können wir die Entstehung von Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Feuchte ohne Verfälschungen überwachen und so kontinuierlich die Qualität des Öls bestimmen. Daneben bekommen wir über den Laststufenschalter Informationen wie die aktuelle Last, die Spannung, die Stromstärke und die Position des Schalters. Außerdem können wir dank dem Bushing Monitoring MSENSE® BM erstmals auch die Durchführungen des Trafos online und kontinuierlich überwachen.
Wie nützt Ihnen die Echtzeitüberwachung der Transformatoren?
Die smarten Transformatoren erleichtern uns die Arbeit erheblich und helfen uns, Kosten einzusparen. Da wir alle Informationen rund um die Uhr und in Echtzeit in unsere Leitzentrale bekommen, können wir viel schneller und präziser auf mögliche Probleme reagieren. So kommen wir von einer präventiven Wartung zu einer zustandsorientierten Wartung. Das bedeutet, dass wir genau dann tätig werden, wenn es wirklich nötig ist – nicht zu früh und nicht zu spät. Außerdem müssen wir nun nicht mehr zu den Transformatoren rausfahren, um Infos zu bekommen, sondern haben darauf direkt in der Zentrale Zugriff. Durch die so verringerten Serviceeinsätze und die frühe Erkennung von Problemen verringern wir über die Lebenszeit des Trafos unsere Kosten deutlich. So machen sich unsere Investitionen in die neue Technologie durchaus bezahlt.
Welche Features bringen aus Ihrer Sicht den größten Nutzen?
Da möchte ich zwei Dinge hervorheben: Das Ölanalyse-System und das Durchführungsmonitoring. Durch die Ölanalyse überwachen wir bequem dessen Qualität und können mögliche Probleme frühzeitig erkennen und so das Risiko minimieren, dass einer unserer Transformatoren ausfällt. Den größten Sprung machen wir sicher mit dem Durchführungsmonitoring von Reinhausen. Bisher konnten wir diesen wichtigen Teil des Transformators überhaupt nicht überwachen. Nun bekommen wir in Echtzeit Informationen über das Altern der Durchführungen, die Feuchtigkeit und den generellen „Gesundheitszustand“.
Für das Durchführungsmonitoring sind Sie Pilotkunde von Reinhausen. Mussten Sie lange überlegen, als Sie dieses Angebot bekamen?
Überhaupt nicht, schließlich arbeiten wir bereits seit Jahrzehnten erfolgreich mit Reinhausen zusammen. Fast alle unserer Transformatoren haben einen Laststufenschalter von dem Unternehmen. Der älteste stammt aus dem Jahr 1974 und funktioniert immer noch einwandfrei. Da war es für uns keine Frage, dass Reinhausen uns nur ein qualitativ hochwertiges und technisch ausgereiftes System anbieten würde, das einen tatsächlichen Nutzen für uns hat. Das ist der Vorteil einer so langen Partnerschaft: dass man genau weiß, was man bekommt, und dass man sich auf den anderen verlassen kann.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft Ihrer Trafoflotte?
In unserem Stromnetz arbeiten insgesamt 23 Transformatoren. Etwas weniger als die Hälfte davon ist zwischen 31 und 50 Jahre alt. Durch den steigenden Energiebedarf können wir mit einigen Trafostationen bald nicht mehr die benötigten Redundanzkriterien erfüllen. Wir werden diese älteren Transformatoren deshalb sukzessive gegen neuere austauschen und somit sowohl für die künftigen Lastanforderungen aufstellen, also auch die Digitalisierung unserer Flotte vorantreiben.
„Wir müssen nicht mehr zu den Transformatoren rausfahren, sondern haben aus der Zentrale den direkten Zugriff.“
Dadurch entstehen viele weitere Möglichkeiten für eine bessere Wartung, eine höhere Zuverlässigkeit und sinkende Kosten über die Gesamtlebenszeit der Anlagen – das ist aus meiner Sicht ganz klar die Zukunft. Sobald wir eine ausreichende Anzahl an Transformatoren digitalisiert haben, möchten wir dann auch ein TESSA-Flottenmanagement-System einsetzen, um unser gesamtes Netz noch besser zu überwachen und im Blick behalten zu können.
REINHAUSEN INSIDE
Veitur ist ein isländischer Netzbetreiber und wurde 1921 gegründet. Das Unternehmen versorgt die Hauptstadt Reykjavik und den Südwesten Islands und damit rund 56 Prozent der Einwohner des Landes mit Strom. Zum Netz von Veitur gehören 13 primäre Umspannwerke, in denen 23 Transformatoren in Größen von 25 MVA bis zu 40 MVA arbeiten. www.veitur.is
TRAFOGUARD®
Der TRAFOGUARD® der Maschinenfabrik Reinhausen ermöglicht eine zuverlässige Online-Überwachung von Leistungstransformatoren und sichert somit maximale Zuverlässigkeit. Dafür erfasst der TRAFOGUARD® alle wichtigen Betriebsdaten, verarbeitet sie und leitet sie an die Zentrale des Betreibers weiter.
www.reinhausen.com/trafoguard
MESSKO® MSense DGA
Der Öl-Analysesensor MESSKO® MSense DGA sorgt mit einem intelligenten Messverfahren für die frühzeitige Erkennung von Schäden am Transformator. Dafür detektiert er Wasserstoff, Kohlenmonoxid und Feuchte und lässt so Rückschlüsse auf etwaige Schäden im Transformator zu.
www.reinhausen.com/msensedga
MSENSE® BM
Eine Zustandsüberwachung und –bewertung von Durchführungen ermöglicht das System MSENSE® BM. So werden Fehler an Durchführungen frühzeitig erkannt und der Betreiber kann einschreiten, bevor sein Transformator Schaden nimmt.
www.reinhausen.com/msensebm
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o.akkas@reinhausen.com