„Egal, wo wir in den USA gebraucht werden, wir kommen hin!“

Mit einem breiten Service-Angebot für Trans­for­ma­toren bedient Rein­hausen den US-ameri­ka­ni­schen Markt. Wie, erklärt General Manager Bern­hard Kurth im Inter­view.

Was beschäf­tigt momentan die US-ameri­ka­ni­sche Ener­gie­wirt­schaft?

Das Land ist mit zehn Millionen Quadrat­ki­lo­me­tern riesig. Es ist also eine enorme Aufgabe, da die Infra­struktur zu erhalten. Wir haben einer­seits riesige Ballungs­ge­biete an der Ost- und West­küste, aber ande­rer­seits weite Land­striche, die nur dünn besie­delt sind. Doch die Energie wird überall benö­tigt.

Die große Heraus­for­de­rung ist, dass die Technik in den Umspann­werken in die Jahre gekommen ist. Hier in den USA gibt es unge­fähr 200.000 Leis­tungs­trans­for­ma­toren mit einem Durch­schnitts­alter von rund 40 Jahren. Jedes Jahr werden zwar mehr als 2.000 neue Trafos in­stalliert, aber es gibt einen Haufen altes Mate­rial. Da muss in den nächsten Jahren viel inves­tiert werden.

Wie kann die Maschi­nen­fa­brik Rein­hausen in den Verei­nigten Staaten dabei helfen?

Zum einen stellen wir natür­lich Last­stu­fen­schalter speziell für die Anfor­de­rungen in den USA her. Darüber hinaus bieten wir noch umfang­reiche Services wie etwa die Moder­ni­sie­rung von Trafos an und natür­lich auch die Instal­la­tion und Prüfung von neuen Trafos. Wenn sich der Kunde für einen neuen Trafo entscheidet, wird der vom Trafo­her­steller mit sepa­raten Anbau­teilen gelie­fert.

Wir über­nehmen dann die komplette Instal­la­tion und verbauen Durch­füh­rungen, Kühler, Lüfter, Kabel, und Kontroll­kästen. Im Engli­schen nennen wir das „Dres­sing“. Schließ­lich kümmern wir uns auch um die Ölauf­be­rei­tung und die Vaku­um­be­fül­lung des Trans­for­ma­tors und führen anschlie­ßend alle notwen­digen Feld­tests durch. Wir bieten also einen Rund­um­ser­vice an und der Kunde muss sich um nichts kümmern.

Bern­hard Kurth möchte den Service in den USA weiter ausbauen. (© John Valls)

Was muss alles bei einer Moder­ni­sie­rung getan werden?

Bei einer Moder­ni­sie­rung lassen wir in der Regel zuerst das Öl ab und tauschen beispiels­weise den Stufen­schalter aus – unab­hängig von welchem Hersteller dieser kommt. Wir ersetzen auch Durch­füh­rungen, Dich­tungen, Kühler, Lüfter, Ventile und Anzei­ge­instru­mente. Nach den Modernisierungs­maßnahmen füllen wir den Trafo unter Vakuum wieder mit Öl auf. Manche Kunden wollen zudem Werte ihres Trafos online über­wa­chen und ihn deshalb digi­ta­li­sieren – was aller­dings nicht immer möglich ist, gerade bei älteren Trans­for­ma­toren. Wo es geht, versu­chen wir aber auch das anzu­bieten.

Wann lohnt sich der Aufwand?

Das kommt wirk­lich darauf an, wie viel „Leben“ der Trans­for­mator noch in sich hat. Die Papier­iso­la­tion verschleißt aufgrund hoher Tempe­ra­turen und gibt somit am besten Aufschluss darüber, wie lange der Trans­for­mator noch durch­hält.

Ist sie in einem guten Zustand, rentiert sich eine Moder­ni­sie­rung, die dem Trafo noch 20 bis 30 weitere stabile Jahre schenken kann. Aber ob sich das lohnt, hängt natür­lich auch davon ab, wie hoch die Preise für neue Trafos am Markt sind oder wie lange man auf einen neu bestellten Trafo warten muss. In der Regel sind Moder­ni­sie­rungen bei mitt­leren und großen Leis­tungs­trafos attraktiv.

Das Team von Rein­hausen Manu­fac­tu­ring in einem Umspann­werk im Bundestaat Oregon. (© John Valls)

Warum dann über­haupt moder­ni­sieren?

Die Liefer­zeit von sechs bis zu 24 Monaten für einen neuen Trafo spielt natür­lich eine Rolle. Moder­ni­sieren kann da die schnel­lere Lösung sein. Außerdem wird diese Maßnahme auch voran­ge­trieben, um Verläss­lich­keit zu gewähr­leisten. Die Energie­versorgungs­unternehmen beispiels­weise müssen – gemäß ihrem gesetz­li­chen Mandat und ihrer recht­li­chen Verant­wor­tung – eine gewisse Zuver­läs­sig­keit bieten, um nicht mit dem Geset­zes­mandat in Konflikt zu kommen.

Wer sind die Kunden?

Eine unserer größten Kunden­gruppen bei Neuin­stal­la­tionen sind natür­lich Trafo­her­steller. Auf der anderen Seite gibt es die Ener­gie­ver­sorger. Das sind zum Teil riesige Unter­nehmen wie etwa Southern Cali­fornia Edison mit rund 15 Millionen Kunden oder Domi­nion Virginia Power mit 7,5 Millionen Kunden. Die stoßen an Kapa­zi­täts­grenzen, wenn es um Dienst­leis­tungen wie die Wartung der eigenen Trafos geht.

„Wir haben das Equip­ment stra­te­gisch so plat­ziert, dass wir zu den Kunden möglichst kurze Entfer­nungen haben.“Bern­hard Kurth, General Manager von Rein­hausen Manu­fac­tu­ring Inc.

Also werden Dritt­an­bieter wie wir beauf­tragt. Und schließ­lich arbeiten wir noch für Kunden aus der Indus­trie und bieten dort sozu­sagen schlüs­sel­fer­tige Lösungen an. Weil im indus­tri­ellen Betrieb die Schalt­zahlen der Last­stu­fen­schalter extrem hoch sind – in manchen Fällen 100- bis 1000-mal höher als im normalen Netz­be­trieb –, ist bei diesen Trans­for­ma­toren eine inten­si­vere Wartung nötig.

Wie ist der Service in den USA aufge­stellt?

Mit unseren Schwes­ter­ge­sell­schaften ESS und ATSI zusammen haben wir insge­samt eine Flotte von 24 Service-Trucks und soge­nannten Oil Rigs. Letz­tere heißen so, weil sie in der Lage sind, Tausende Liter Öl aufzu­be­reiten, also zu trocknen, und danach unter Vakuum wieder in den Trans­for­mator zu füllen. Das muss man sich ein biss­chen so vorstellen wie die Blut­wä­sche bei der Dialyse. Home­base der Flotte ist Char­lotte in North Caro­lina, von wo aus jeweils zwei Mitar­beiter mit einem Oil Rig starten.


150 Menschen
arbeiten für Rein­hausen Manu­fac­tu­ring in den USA.

>100 Trans­for­ma­toren
werden von unseren US-Mitar­bei­tern im Jahr instal­liert und gewartet.

24 Service-Trucks
stehen für Wartungs­ar­beiten bereit.

450 Kunden
bedient Rein­hausen in den USA mit Last­stu­fen­schal­tern und Service­leis­tungen. Dazu gehören Ener­gie­ver­sorger, Trafo­her­steller und Industrie­betriebe.


Zum Kunden sind sie dann teil­weise einige Tage unter­wegs. In der Regel werden zusätz­lich zwei weitere Mitar­beiter einge­flogen, sodass vor Ort letzt­lich ein Vierer­team arbeitet. Durch den Kauf von ESS und ATSI haben wir unser Netz­werk geogra­fisch noch weiter ausge­baut.

Unsere Schwes­ter­ge­sell­schaften sind zwar unab­hängig, aber wo es Sinn macht, nutzen wir sie auch als Unter­lie­fe­ranten und greifen beispiels­weise auf ihre Mitar­beiter oder ihre Ausrüs­tung zurück. Gene­rell leben unsere Tech­niker bundes­weit über die USA verteilt – in Alabama, Missouri, Florida, North und South Caro­lina und in anderen Staaten. Sie fahren oder fliegen dorthin, wo die Arbeit ist.

Was ist dabei die größte Heraus­for­de­rung für Sie?

Wenn Sie in einem so großen Land mit Services wie den unseren konkur­renz­fähig sein wollen, müssen Sie Equip­ment und Mitar­beiter stra­te­gisch so plat­zieren, dass sie zu den Kunden kurze Entfer­nungen haben – und das ist hier in den USA nicht einfach.

Das Team von Rein­hausen Manu­fac­tu­ring über­nimmt sowohl bei Retro­fits als auch bei Moder­ni­sie­rungs­ar­beiten die komplette Instal­la­tion. (© John Valls)

Trotzdem haben wir den Anspruch, unsere Dienste „nati­on­wide“ anzu­bieten. Egal, wo die Arbeit ist, wir kommen hin! Das funk­tio­niert natür­lich nur dann effektiv, wenn wir Termine und Arbeits­orte perfekt koor­di­nieren. Zusätz­lich gilt es, unsere Flotte an Trucks und Oil Rigs zu erwei­tern.

Was haben Sie die nächsten Jahre vor?

Wir werden unser Netz­werk weiter ausbauen und unsere Ausrüs­tung aufsto­cken. Erst kürz­lich haben wir einen weiteren Service-Truck und ein neues Oil Rig bestellt. Parallel läuft die Suche nach weiteren Crews dafür. Dank wach­senden Auftrags­zahlen werden wir außerdem noch weitere Service-Mitar­beiter einstellen.

Rein­hausen goes West

1987 machte die Maschi­nen­fa­brik Rein­hausen den Sprung über den großen Teich und landete im Land der unbe­grenzten Möglich­keiten. Seitdem sind wir dort gewachsen und mitt­ler­weile ist Rein­hausen Manu­fac­tu­ring dort viermal vertreten (siehe Karte). An den Stand­orten arbeiten insge­samt 150 Mitar­beiter. Seit 2016 respek­tive 2015 gehören außerdem ESS in Phoenix (Arizona) und ATSI in Manchester (New Jersey) zur Rein­hausen Group. Humboldt, unser ältester Standort, reprä­sen­tiert quasi das tradi­tio­nelle Geschäft. Dort werden Stufen­schalter gefer­tigt und gewartet.

Unsere Nieder­las­sung in Char­lotte ist die zweit­größte und reprä­sen­tiert den Blick in die Zukunft. Dort haben wir unsere Trans­former Services Group zentra­li­siert und dort ist die Home­base, wo wir auch die Service-Trucks, die Oil Rigs und andere Ausrüs­tung warten. Die Trans­former-Services sind ein wach­sender Markt für uns in den Verei­nigten Staaten. Last, but not least arbeiten noch mehrere Vertriebs­mit­ar­beiter für uns, entweder an unseren vier Stand­orten oder von zu Hause aus.


IHR ANSPRECHPARTNER

Haben Sie Fragen zum US-Service?
Bern­hard Kurth hilft gerne:
B.Kurth@us.reinhausen.com


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