Die Energiewende findet dezentral und in den Verteilnetzen statt. Zwar gibt es Hürden auf dem Weg, doch vor allem für Gemeinden und Kommunen bieten die Erneuerbaren heute schon einzigartige Chancen.
Entkoppelte, autarke und DC-Netze —
so geht Energiewende in den Verteilnetzen
Wer Energiewende sagt, meint oft Inselnetze, entkoppelte Niederspannungs- und DC-Netze. Denn: Mit ihren wachsenden Erzeugungskapazitäten sollen die Ortsnetze zunehmend unabhängig von den vorgelagerten Netzen werden. Oder Erneuerbare werden ohne viel Wandlungsverluste direkt in die höheren Netzebenen eingespeist.
Die Energiewende entfaltet im ländlichen Raum fast zwangsläufig eine größere Dynamik als in den Metropolen. Denn nur dort ist ausreichend Fläche vorhanden, um einen stabilen Mix aus erneuerbaren Erzeugern aufzubauen. In mitteleuropäischen Breitengraden können schon fünfzig Quadratmeter ausreichen, um einen durchschnittlichen Haushalt mithilfe von Solarenergie und neuen Heiztechnologien zu versorgen. Die Verantwortung dafür kann aber realistisch nicht beim Einzelnen liegen. Über kommunale Projekte, die Wind- und Solarenergie zusammen mit Speichertechnologien und weiteren flächenintensiveren Erneuerbaren kombinieren, können vor allem ländlichere Kommunen den Weg in die Autarkie und Energiewende einschlagen.
Dezentralisierung lautet das Zauberwort. Sonnenstrom mittags ins öffentliche Netz abzugeben, wird auch künftig wegen der geringen Nachfrage und niedriger Preise ökonomisch keinen Sinn ergeben. In der Folge gehen schon heute immer mehr Haushalte dazu über, ihren Solarstrom selbst zu speichern und sich zunehmend von Stromanbietern unabhängiger zu machen. Zuvor muss der Gesetzgeber aber noch regulatorische Weichen stellen.
Für Gemeinden und Kommunen bietet diese Entwicklung zusätzliche Chancen: Sie können im Verbund ihren Strom selbst verbrauchen und Überschüsse ins vorgelagerte Netz einspeisen. Die zur Entkopplung oder gar Autarkie notwendigen Batteriespeicher und Umrichtersysteme oder leistungselektronischen Netzkupplungen sind für einzelne Haushalte zwar aufwendig, für Kommunen stellen sie aber sinnvolle Investitionen dar. Sie amortisieren sich schnell — nicht zuletzt auch, weil sich damit DC-Netze realisieren und Wandlungsverluste minimieren lassen.
Eine technische Alternative für Netzbetreiber, um schwankende Lasten und Erzeugung zwischen Ortsnetzen und Mittelspannung zu harmonisieren, sind regelbare Ortsnetztransformatoren. Mit diesen sogenannten RONTs lässt sich die Leistungsfähigkeit der Netze erhöhen, ohne dass ein kostenintensiver Leitungsausbau nötig wird.
Dreh- und Angelpunkt für das Gelingen der Energiewende, darüber sind sich Fachleute einig, stellen Batteriespeicher auf allen Netzebenen dar. Bis 2030 werden allein für Deutschland 250 GWh Speicherkapazitäten benötigt. Das haben die Spezialisten von Europas größtem Solarforschungsinstitut, dem Fraunhofer ISE, ausgerechnet. Stand heute verfügt Deutschland über 4 GWh.
Es gibt also viel zu tun.
Doch der Blick hinter die Kulissen offenbart: Viele Weichen sind heute schon gestellt.