Wie geht’s dir, Transformator? Das will der Netzbetreiber MITNETZ STROM genau wissen und rüstet zwei Leistungstransformatoren im Umspannwerk Meuselwitz mit ETOS® aus. Mit dem zentralen Steuer- und Überwachungssystem lässt sich der Zustand von Transformatoren kontinuierlich überwachen und deren Lebenszeit durch vorausschauende Wartung erhöhen.
Manchmal sind es die kleinen Dinge, die an den Nerven zerren. Bei Jan Schönfeld, Asset Manager bei MITNETZ STROM, und seinen Kollegen vom Umspannwerk Meuselwitz in Thüringen waren es die Schutzeinrichtungen an zwei Leistungstransformatoren, die in den Sommermonaten immer wieder – anscheinend grundlos – auslösten. Sämtliche Versuche, dem Problem auf die Schliche zu kommen, scheiterten.
„Das Auslösen hat keine Auswirkung auf die Stromversorgung“, erklärt Jan Schönfeld, schränkt aber ein. „Der Transformator läuft trotz Unregelmäßigkeiten weiter, aber wir müssen solchen Fehlfunktionen natürlich trotzdem zwingend nachgehen.“ Als die Maschinenfabrik Reinhausen ihm im Herbst 2023 das ETOS®-System vorstellt, kommt das wie gerufen. Die Möglichkeit, mithilfe einer sensorbasierten Echtzeitüberwachung von Transformatoren Unregelmäßigkeiten schnell zu orten, weckt in ihm die Hoffnung, künftig ohne viel Aufwand Problemen auf den Grund gehen zu können. Schnell wird klar, dass das bei Weitem nicht der einzige Vorteil ist, den ETOS® bietet.
„Die Einspeisung erneuerbarer Energien, der steigende Strombedarf für die Ladeinfrastruktur von E‑Fahrzeugen oder neue Heizungssysteme übersteigen häufig die Leistungsfähigkeit unserer Transformatoren.“
Jan Schönfeld, Asset Manager bei MITNETZ STROM.
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„Mehr Zuverlässigkeit für unsere Betriebsmittel.“
Jan Schönfeld, Asset Manager bei MITNETZ STROM, über den Retrofit.
Digitaler Zwilling
Die offene Systemlösung für Leistungstransformatoren ermöglicht die intelligente Echtzeitüberwachung des Betriebs und die Steuerung von Leistungstransformatoren. Sensoren sammeln dazu am Transformator alle relevanten Betriebsdaten, die von der CPU im ETOS®-Schaltschrank ausgewertet werden. So lassen sich auch Wartungseinsätze zielgerichtet planen. „ETOS® dient sozusagen als Datenquelle zur Umsetzung eines digitalen Zwillings des Leistungstransformators“, fasst Christian Hofmeister, Project Manager Service Solutions bei MR, zusammen.
Faszinierend, fanden Jan Schönfeld und seine Kollegen, und starteten gemeinsam mit MR im Umspannwerk Meuselwitz ein Transformatoren-Service-Projekt: Zwei Transformatoren, die die 110 kV des Hochspannungsnetzes in 20 kV für das Mittelspannungsnetz umwandeln, wurden mit intelligenten Sensoren ausgestattet und die vorhandenen Motorantriebe durch zwei intelligente ETOS®-Antriebsschränke ersetzt.
Zwei Transformatoren, die die 110 kV des Hochspannungsnetzes in 20 kV für das Mittelspannungsnetz umwandeln, wurden mit intelligenten Sensoren ausgestattet, bevor die ETOS®-Schaltschränke montiert wurden.
Jeden Schritt des Retrofits hat das MR-Team im Vorfeld vorbereitet.
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„Jeder Kunde bekommt die Funktionen, die er benötigt.“
Christian Hofmeister, Project Manager Service Solutions bei MR, über ETOS®.
Gute Pflege, langes Leben
MITNETZ STROM ist der größte Verteilnetzbetreiber in Ostdeutschland. Das Stromnetz hat eine Länge von fast 72.000 Kilometern, verteilt auf einem Gebiet von über 29.000 Quadratkilometern. Das Unternehmen versorgt damit rund 2,2 Millionen Menschen in Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Energie. MITNETZ STROM ist eine 100-prozentige Tochter der envia Mitteldeutsche Energie AG, die wiederum zum E.ON-Konzern gehört.
„Wir kämpfen mit den gleichen Problemen, die die ganze Branche umtreiben“, erzählt Jan Schönfeld. „Die Einspeisung erneuerbarer Energien, der steigende Strombedarf für die Ladeinfrastruktur von E‑Fahrzeugen, neue Heizungssysteme sowie die Energieerfordernisse, die durch Rechenzentren immer höher werden, übersteigen häufig die Leistungsfähigkeit unserer Transformatoren.“ Die sind bei MITNETZ STROM, so wie in ganz Deutschland, ohnehin häufig schon in die Jahre gekommen.
„Transformatoren haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund 50 Jahren“, erklärt Schönfeld und ergänzt. „Bei unseren rund 250 Transformatoren haben wir eine ganze Bandbreite von Baujahren. Einige stammen aus den 70er-Jahren, andere haben wir im Zuge des Netzausbaus schon ausgetauscht. Grundsätzlich ist uns aber natürlich daran gelegen, Transformatoren möglichst lange am Netz zu halten.“ Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Lieferzeiten für neue Transformatoren liegen derzeit bei mehreren Jahren und die Preise sind durch die Decke gegangen. Gleichzeitig sind die Preise für Monitoring-Systeme signifikant gesunken. „Außerdem ist das Nachrüsten mit Elektronik und Sensorik deutlich weniger aufwendig als der Abbau, der Abtransport und der Einbau eines neuen Transformators“, sagt Schönfeld.
„Je nach Auslastung können die Ansprüche an das ETOS®-System unterschiedlich sein, deshalb legen wir jeden Schrank individuell aus.“
Christian Hofmeister, Project Manager Service Solutions bei MR.
Da ist drin, was gebraucht wird
Das ETOS®-System ist modular aufgebaut, wie Christian Hofmeister erklärt: „Es ist uns wichtig, dass der Kunde genau die Funktionen bekommt, die er braucht. Je nach Auslastung können die Ansprüche an das System unterschiedlich sein, deshalb legen wir jeden Schrank individuell aus.“ Die beiden Trafos für das Umspannwerk Meuselwitz wurden mit Sensoren für das Durchführungsmonitoring ausgerüstet – immerhin sind defekte Durchführungen für 17 Prozent aller Transformatorenausfälle verantwortlich. „Das Temperaturmanagement erfolgt ebenfalls durch ETOS®, das kontinuierlich die Wicklungstemperatur ermittelt und aufzeichnet. Das ermöglicht es, die Hot-Spot-Temperatur frühzeitig zu minimieren“, erklärt Hofmeister.
Zur optimierten Kühlung vernetzten die MR-Experten die bestehenden Kühlanlagen-Steuerschränke mit den ETOS®-Antriebsschränken. „Basierend auf den Messwerten können wir bei einem bestimmten Laststromwert damit beginnen, vorzukühlen“, so Hofmeister. Für einen geringeren Wartungsaufwand sorgen künftig auch elektronische Luftentfeuchter.
„Bisher musste unser Wartungspersonal die Silikagel-Perlen alle sechs Monate austauschen“, sagt Schönfeld und erklärt: „Das entfällt, weil die neuen Luftentfeuchter die Silikagel-Perlen zyklisch automatisiert trocknen.“ Ganz wichtig war Schönfeld und seinem Team auch der sogenannte VAM-Sensor für vibroakustische Messungen im Laststufenschalter. „Er zeichnet die Schwingungen bei den Schaltvorgängen auf und vergleicht sie mit hinterlegten Referenzwerten“, sagt Schönfeld. „Bei Abweichungen erfolgt ein Alarm.“ Der Vorteil: Es ist kein aufwendiger Ausbau des Laststufenschalters notwendig und ein Analyseservice liefert einen detaillierten Bericht mit Empfehlungen und Maßnahmen zur Behebung der Unregelmäßigkeit. „Das ist genau das, was ich gesucht habe“, sagt Schönfeld zufrieden.
Zwei intelligente ETOS®-Antriebsschränke ersetzten die alten Motorantriebe.
Bereit für die Zukunft: Nur fünf Tage dauerten der Aufbau und die Inbetriebnahme der ETOS®-Schaltschränke.
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„ETOS® untersützt uns bei der Digitalisierung“
Jan Schönfeld erläutert die Vorteile, die die kontinuierliche Überwachung des Transformators bietet.
Individualität mit Know-how und Sorgfalt
Um die ETOS®-Antriebsschränke von MITNETZ STROM auszulegen, hat sich Christian Hofmeister ganz tief durch die Schaltpläne, die Trafodaten sowie in die Daten der Lüftungssteuerung gegraben. „Von einem Marktführer wie MR kann man natürlich Know-how erwarten“, sagt Schönfeld, ergänzt aber beeindruckt: „Häufig sind Mitarbeiter aus dem Vertrieb unsere Ansprechpartner. Das macht alles komplizierter, weil Informationen immer über Umwege an die echten Experten gehen. Mit Christian Hofmeister haben wir direkt und auf Augenhöhe kommuniziert. Er hat sich wirklich jede Verdrahtung, jeden Querschnitt, alle Anschlüsse und Kabeldurchführungen sowie sämtliche Schnittstellen im Detail angeschaut.“ Auch die unkonventionelle, aber zeitsparende Lösungsfindung über virtuelle Meetings und via Handykamera hat Schönfeld gefallen: „Anstatt sich umständlich vor Ort zu treffen, ist ein Kollege mit dem Handy zu den Transformatoren rausgefahren, um den MR-Experten die örtlichen Gegebenheiten zu zeigen.“
In fünf Tagen in die Zukunft
Gerade mal fünf Tage haben der Aufbau und die Inbetriebnahme der ETOS®-Antriebsschränke gedauert. „Zwei Wochen bevor es losging, habe ich nochmal alle Inbetriebnahmeunterlagen aufbereitet“, sagt Hofmeister. In einem Meeting hat er alle Monteure sorgfältig gebrieft und ist jeden Schritt des Umbaus mit ihnen durchgegangen. Zur Inbetriebnahme war er selbst vor Ort. „Nun kenne ich die Trafos in Meuselwitz in- und auswendig“, sagt er schmunzelnd. Für das Team im Umspannwerk Meuselwitz beginnt eine neue Ära. Ihre ETOS®-Antriebsschränke sind der Pilot für andere Umspannwerke von MITNETZ STROM. Und Jan Schönfeld ist optimistisch. „Künftig lassen sich Fehler am Trafo schon frühzeitig erkennen und beheben. Damit ist hoffentlich Schluss mit ungeplanten Wartungseinsätzen am Sonntagabend“, sagt er.
Reinhausen Inside
Das offene Betriebssystem ETOS® lässt sich einfach und intuitiv bedienen. Zusätzlich bietet MR praxisbasierte Online-Trainings für Einsteiger und fortgeschrittene Techniker an, die mit der Inbetriebnahme oder Nutzung von ETOS® betraut sind. Die kostenlosen Live-Schulungen haben jeweils einen Themenschwerpunkt, den erfahrene Trainer kompakt erklären.