Servicetechniker von MR sind auf der ganzen Welt im Einsatz, um die Assets der Kunden zu warten. Der Auftrag für ČEPS in Tschechien zeigt, wie eine regelmäßige Schalterwartung die sichere Energieversorgung eines ganzen Landes unterstützt.
Regensburg, ein strahlend sonniger Montag im April. Die Servicetechniker Christoph Friedl und Andreas Singerer treffen sich bei MR, um ihr Fahrzeug zu beladen, denn: Sie haben wieder einen Einsatz. Diesmal reisen sie nach Tschechien, um dort die drei Stufenschalter eines Phasenschieber-Transformators zu warten. Beauftragt wurden sie von ČEPS, Tschechiens einzigem Übertragungsnetzbetreiber und damit verantwortlich dafür, dass in dem Land die Lichter anbleiben. Mit dem Transporter geht es vom bayerischen ins tschechische Hügelland. Ihr Ziel liegt im Nordwesten des Landes, wo die Eger in den Nechranice-Stausee mündet. Dort liegt Tschechiens größtes Umspannwerk Hradec.
Seinen Strom bezieht es aus den Kraftwerken Prunéřov und Tušimice und ist über die Grenze mit Deutschland verbunden. Seit 2017 verfügt es über vier Phasenschieber-Transformatoren. „Seit ihrer Installation haben wir auch einen direkten Servicevertrag mit MR“, erklärt Jan Lála, Leiter der Transformator-Abteilung und Head of Maintenance Region West (mehr dazu im Interview).
Das Tor zum Land
Das tschechische Energienetz ist in hohem Maße transitbasiert. Ein großer Teil der importierten und später exportierten Energie stammt aus Deutschland. Ein erheblicher Teil dieser Energie gelangt über das Umspannwerk Hradec bei Kadaň ins Land. Es ist eines der wichtigsten und größten Umspannwerke Tschechiens und sein Betreiber ČEPS der einzige Übertragungsnetzbetreiber des Landes. Dort kommt den Phasenschiebertrafos eine herausragende Bedeutung zu: Insbesondere durch die grenzüberschreitenden Energieflüsse von ČEPS muss das tschechische Übertragungsnetz große und oft schwankende Energieflüsse aus Deutschland bewältigen.
Diese können vor allem bei hoher Windenergieproduktion im Nachbarland signifikant sein. Die Phasenschieber gleichen Spannungsschwankungen aus, indem sie die Überlast so verschieben, dass das Netz insgesamt besser genutzt wird, was zu einer höheren Übertragungsleistung im Höchstspannungsnetz führt. Das macht auch teure Redispatch-Maßnahmen unnötig. Dafür hat jede der vier PST-Einheiten eine Leistung von 850 MVA und kann einen Phasenwinkel von +⁄– 30 Grad regulieren.
Die Phasenschieber in Hradec stehen also als Puffer zwischen deutschem Windstrom mit schwankender Leistung, der dabei durch diese Trafos muss – und damit auch durch die Laststufenschalter von MR.
Christoph (links) und Andreas sind für diesen Einsatz mit dem Transporter unterwegs. In Regensburg beladen sie ihn mit ihrem Equipment wie Werkzeugen und Ersatzteilen.
Das Team: Karel Alber (links) betreut seit vielen Jahren und nutzt den Einsatz für einen Besuch vor Ort. Die kurze Sicherheitseinführung zu Beginn bekommt das Team von Jan Lála, Leiter der Transforma-toren-Abteilung.
Die 100 Kilo schweren, ölgeschwärzten Laststufenschalter werden von den Werksmitarbeitern per Kran vorsichtig aus dem Trafo gehoben und zur Werkstatt gebracht.
Für alle Fälle im Einsatz
Als Christoph und Andreas ankommen, werden sie von Jan Lála auf dem Gelände begrüßt. Christoph war letztes Jahr bereits hier und hat die Schalter von drei der vier Phasenschieber gewartet. Ein Trafo ist noch übrig. Für Andreas wiederum ist es der erste Einsatz an den hausgroßen Transformatoren. Sicherheit ist alles, darum wird bei der Übergabe alles genau nach Protokoll erledigt.
Der Transformator ist zum Zeitpunkt ihrer Ankunft bereits gesichert und steht nicht mehr unter Spannung. So kann er an Christoph und Andreas übergeben werden. Die lassen nun zuerst das Isolieröl ab. Erst jetzt ist es soweit und die ČEPS-Mitarbeiter heben die drei vom Öl geschwärzten Stufenschalter nach und nach mit einem Kran aus dem Transformator. Zwei Stunden dauert allein diese Vorbereitung. Damit ist alles optimal hergerichtet.
„Unsere Techniker sind umfangreich ausgebildet und leisten auf der ganzen Welt MR-Qualität.“
Uwe Seltsam, Abteilungsleiter
Christoph und Andreas bringen die Schalter in die Werkstatt des Umspannwerks und schreiten zur Tat. Von der einfachen Reinigung bis zur aufwendigen Reparatur könnte jetzt alles auf sie zukommen. „Aber denen fehlt wahrscheinlich gar nix. Das hier ist eine Standard-Wartung, man könnte sagen Pflege, damit es auch in Zukunft zu keiner unplanmäßigen Abschaltung kommt.“
Andreas und Christoph sind zwei von 300 Servicetechnikern (davon fahren oder fliegen etwa 55 von Deutschland aus), die für MR weltweit im Einsatz sind. Uwe Seltsam ist als Abteilungsleiter (Head of Global Execution & Product Services) unter anderem dafür verantwortlich, dass ihre Ausbildung erfolgreich ist, und die Servicearbeiten mit höchster Qualität durchgeführt werden. „Unsere Serviceeinsätze kann man grundsätzlich in zwei Bereiche unterteilen. Zum einen diejenigen, bei denen es um ungeplante und sehr zeitkritische Fälle geht, die schnelles Handeln erfordern. Hier machen sich unsere Spezialisten sofort auf und sind meist binnen 24 Stunden beim Kunden. Oft ist das Problem dann schon so groß, dass der Trafo bereits einen Schaden hat.“
Und wenn dadurch die Produktion steht, kostet das mit jeder verstrichenen Stunde viel Geld. Die häufigeren Einsätze aber sind die „Routinewartungen“ wie in Hradec. „Der Laststufenschalter ist schon sehr robust. Wenn er wie von uns empfohlen gewartet wird, dann kann er sogar seinen Trafo überleben.“ Dabei braucht es hohe Systemkenntnis und Erfahrung. „Wird die Wartung verschleppt oder von Arbeitern vor Ort geprüft, die den vollen Serviceumfang nicht kennen, dann könnte das System natürlich irgendwann komplett ausfallen.“
In der Ölwanne gibt es für die Schalter erst einmal eine Wäsche. Hier startet Christoph bereits mit dem visuellen Check und prüft, ob etwaige Fehlstellen erkennbar sind.
Bei Andreas’ zweitem Einsatz im Feld schaut Christoph noch mit drauf. Am offenen Schalter prüfen sie alle Bauteile penibel auf Herz und Nieren.
Messen, reinigen, prüfen
In der Werkstatt gehen die Servicetechniker jetzt geübt alle notwendigen Schritte durch. Christoph kennt die Schalter quasi im Schlaf. „Unsere Produkte sind auf maximale Effizienz getrimmt. Da ist kein Schräublein zu viel, jedes kleine Bauteil hat seine ganz bestimmte Funktion. Wenn ich die nicht kenne, kann ich es nicht gut pflegen.“ Nach der äußeren Reinigung messen er und Andreas zunächst bestimmte Werte nach wie beispielsweise die Widerstände, den Energiespeicher, Kontaktabbrand, Kontaktbrückenspiel oder Hauptkontaktaufschaltung.
Anschließend bauen sie die Schalter komplett auseinander und reinigen alle Komponenten von Öl und Ruß. Zur Untersuchung gehört auch der prüfende Blick der Techniker, erklärt Andreas: „Die visuelle Prüfung klingt vielleicht simpel, dabei ist es gerade unser Expertenblick, der Auffälligkeiten erkennt oder wo ein Austausch von kleinen Verschleißteilen notwendig ist. Stichwort Kontaktabbrand, Spaltmaße, die Kontaktfeder und so weiter.“
„Obwohl wir immer ähnliche Arbeiten durchführen, gleicht kein Einsatz dem anderen. Es bleibt spannend.“
Christoph Friedl, Servicetechniker
Jan Lála schaut auch zwischendurch vorbei und lässt sich von den Profis das Innenleben seiner Schalter zeigen – ein seltener Anblick. In Hradec ist die Werkstatt so gut ausgestattet wie ein Trafowerk und verfügt sogar über eine große Ölwanne, in der die 100 Kilo schweren Lastumschaltereinsätze abtropfen können. „Da geht die Arbeit einfach besser von der Hand. Gerade bei diesen Phasenschiebern muss man gut aufpassen: Durch deren Schalter gehen hohe Ströme, da ist der Abbrand an den Kontakten groß und es entsteht auch mehr Schmutz“, erklärt Christoph. Nachdem alles gemessen, geprüft, gereinigt und gewartet ist, werden die Lastumschaltereinsätze wieder zusammengebaut. Acht bis zehn Stunden dauert eine Schalterwartung im Normalfall, da bleibt nicht viel Spielraum für Verzögerungen.
Dabei kümmert sich jeder Techniker im Normalfall alleine um einen Schalter. Im Laufe der drei Tage, die Christoph und Andreas bei ČEPS im Einsatz sind, prüfen sie auch den designierten Platz im Transformator. Dabei werden unter anderem das Ölgefäß kontrolliert und gereinigt, das Gestänge gewartet und die obere Getriebestufe sowie die Schutzrelais geprüft und am Ende auch der gesamte Laststufenschalter getestet, ob er einwandfrei funktioniert. Die Arbeit am Trafo dauert ebenfalls einen ganzen Arbeitstag. Auch das übernimmt einer der Techniker in Eigenregie.
Durch die Kupferkontakte gehen sehr hohe Ströme. Andreas prüft, ob ihr Zustand bereits einen Austausch notwendig macht oder eine Reinigung vorerst ausreicht.
Jan Lála (links) lässt sich von Christoph die Funktion und den Austausch der Widerstandsverbindungsleitungen von der Kontaktschale zum Widerstandspaket zeigen — ein seltener Anblick für den Werksleiter.
Gereinigt, geprüft und gewartet geht es für die Laststufenschalter wieder zurück in den Transformator. Danach werden das Isolieröl wieder eingelassen und Probeschaltungen durchgeführt.
Zum Schluss geht der Einsatz zu Ende, wie er begann: Die Schalter werden per Kran wieder eingebaut, das Öl eingefüllt und Probeschaltungen durchgeführt. Läuft. Damit übergeben die Servicetechniker den Transformator zusammen mit ihrem Servicebericht offiziell zurück an den Betreiber. Jan Làla ist zufrieden: „Mit dem MR-Service nutzen wir einfach die bestmögliche Servicequalität.“ So endet ein kurzer Einsatz für das MR-Team. Meistens ist Christoph alleine unterwegs, oft sogar über mehrere Wochen.
Ein Beruf für Macher
„Das ist das Tolle an dem Beruf – du bist dein eigener Chef. Du weißt, was du zu tun hast, kannst dich ganz auf deine Aufgabe und dein Tempo fokussieren und am Ende mit Stolz auf deine Arbeit blicken. Du siehst, was du geschafft hast.“ Und dabei kommen die Servicetechniker auch viel rum. „Ich bin immer woanders in der Welt und sehe Orte, da kommt ein Tourist gar nicht hin. In keinem Job der Welt hätte ich so viele Urlaubstage, dass ich so viele Länder und Menschen kennenlernen könnte wie durch diesen Beruf.“
Für diese Erfahrungen und Selbstständigkeit hat Christoph vor vier Jahren auch seinen Job als gelernter Industriemechaniker zurückgelassen und die einjährige Ausbildung zum Servicetechniker bei MR gemacht. Seitdem ist er an die 200 Tage im Jahr unterwegs. Auch Andreas, der als gelernter Schlosser zu MR gekommen ist und dessen Ausbildung zum Servicetechniker gerade zu Ende geht, ist begeistert. „Die Ausbildung ist sehr umfangreich. Trotz meiner Schlosserlehre bin ich bei MR erst ein volles Jahr in der Lehre, bevor ich das erste Mal alleine ins Feld gehe. Dadurch fühle ich mich einfach gut vorbereitet und habe entsprechendes Selbstvertrauen: Ich weiß, ich kann die Arbeit gut und sauber machen – und lerne dabei neue Leute und Orte kennen.“
„Kunden verlassen sich auf unsere Expertise. Dieses Vertrauen schätze ich sehr.“
Andreas Singerer, Servicetechniker
Das ist auch MRs Erfolgsrezept: Quereinsteiger mit elektrotechnischem oder mechatronischem Background sind willkommen, denn für sie gibt es erst ein volles Jahr intensiver Lernphase mit dem umfassenden Experten-Know-how, das MR ausmacht. Und das lockt Persönlichkeiten, erklärt Uwe Seltsam. „Der Beruf ist was für Macher und Entdecker. Jemand, der sich gern selbst organisiert und was sehen will von der Welt, der bisschen Hummeln im Hintern hat – der ist perfekt dafür.“
Seltsam weiß, wovon er spricht, schließlich hat er selbst sieben Jahre als Servicespezialist gearbeitet und erinnert sich sehr gern an die Zeit zurück. Denn die Einsätze sind immer anders, immer neu. Oft ist Improvisation gefragt. Nicht überall sind die Verhältnisse so luxuriös wie in Hradec, wo das Umspannwerk sogar seine eigene Werkstatt mit großer Ölwanne und perfekter Ausleuchtung hat. „Aber genau dafür investieren wir gerne in das Ausbildungsjahr. Danach ist klar: Unsere Techniker sind mit allen Wassern gewaschen und leisten überall MR-Qualität.“
„Der sichere und zuverlässige Betrieb geht immer vor.“
Lesen Sie das Interview mit Jan Lála, Leiter der Transformator-Abteilung bei ČEPS.
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