Mit uns leben Trafos länger

© Thomas Pfeiffer

Service­tech­niker von MR sind auf der ganzen Welt im Einsatz, um die Assets der Kunden zu warten. Der Auftrag für ČEPS in Tsche­chien zeigt, wie eine regel­mä­ßige Schal­ter­war­tung die sichere Ener­gie­ver­sor­gung eines ganzen Landes unter­stützt.


Regens­burg, ein strah­lend sonniger Montag im April. Die Service­tech­niker Chris­toph Friedl und Andreas Singerer treffen sich bei MR, um ihr Fahr­zeug zu beladen, denn: Sie haben wieder einen Einsatz. Diesmal reisen sie nach Tsche­chien, um dort die drei Stufen­schalter eines Phasen­schieber-Trans­for­ma­­tors zu warten. Beauf­tragt wurden sie von ČEPS, Tsche­chiens einzigem Über­tra­gungs­netz­be­treiber und damit verant­wort­lich dafür, dass in dem Land die Lichter anbleiben. Mit dem Trans­porter geht es vom baye­ri­schen ins tsche­chi­sche Hügel­land. Ihr Ziel liegt im Nord­westen des Landes, wo die Eger in den Nech­ra­nice-Stausee mündet. Dort liegt Tsche­chiens größtes Umspann­werk Hradec.

Seinen Strom bezieht es aus den Kraft­werken Prunéřov und Tuši­mice und ist über die Grenze mit Deutsch­land verbunden. Seit 2017 verfügt es über vier Phasen­schieber-Trans­for­ma­toren. „Seit ihrer Instal­la­tion haben wir auch einen direkten Service­ver­trag mit MR“, erklärt Jan Lála, Leiter der Trans­for­mator-Abtei­lung und Head of Main­ten­ance Region West (mehr dazu im Inter­view).          

Das Tor zum Land

Das tsche­chi­sche Ener­gie­netz ist in hohem Maße tran­sit­ba­siert. Ein großer Teil der impor­tierten und später expor­tierten Energie stammt aus Deutsch­land. Ein erheb­li­cher Teil dieser Energie gelangt über das Umspann­werk Hradec bei Kadaň ins Land. Es ist eines der wich­tigsten und größten Umspann­werke Tsche­chiens und sein Betreiber ČEPS der einzige Über­tra­gungs­netz­be­treiber des Landes. Dort kommt den Phasen­schie­ber­trafos eine heraus­ra­gende Bedeu­tung zu: Insbe­son­dere durch die grenz­über­schrei­tenden Ener­gie­flüsse von ČEPS muss das tsche­chi­sche Über­tra­gungs­netz große und oft schwan­kende Ener­gie­flüsse aus Deutsch­land bewäl­tigen.

Diese können vor allem bei hoher Wind­ener­gie­pro­duk­tion im Nach­bar­land signi­fi­kant sein. Die Phasen­schieber glei­chen Span­nungs­schwan­kungen aus, indem sie die Über­last so verschieben, dass das Netz insge­samt besser genutzt wird, was zu einer höheren Über­tra­gungs­leis­tung im Höchst­span­nungs­netz führt. Das macht auch teure Redis­patch-Maßnahmen unnötig. Dafür hat jede der vier PST-Einheiten eine Leis­tung von 850 MVA und kann einen Phasen­winkel von +⁄– 30 Grad regu­lieren.

Die Phasen­schieber in Hradec stehen also als Puffer zwischen deut­schem Wind­strom mit schwan­kender Leis­tung, der dabei durch diese Trafos muss – und damit auch durch die Last­stu­fen­schalter von MR.

Chris­toph (links) und Andreas sind für diesen Einsatz mit dem Trans­porter unter­wegs. In Regens­burg beladen sie ihn mit ihrem Equip­ment wie Werk­zeugen und Ersatz­teilen.

Das Team: Karel Alber (links) betreut seit vielen Jahren und nutzt den Einsatz für einen Besuch vor Ort. Die kurze Sicher­heits­ein­füh­rung zu Beginn bekommt das Team von Jan Lála, Leiter der Trans­forma-toren-Abtei­lung.

Die 100 Kilo schweren, ölge­schwärzten Last­stu­fen­schalter werden von den Werks­mit­ar­bei­tern per Kran vorsichtig aus dem Trafo gehoben und zur Werk­statt gebracht.

Für alle Fälle im Einsatz

Als Chris­toph und Andreas ankommen, werden sie von Jan Lála auf dem Gelände begrüßt. Chris­toph war letztes Jahr bereits hier und hat die Schalter von drei der vier Phasen­schieber gewartet. Ein Trafo ist noch übrig. Für Andreas wiederum ist es der erste Einsatz an den haus­großen Trans­for­ma­toren. Sicher­heit ist alles, darum wird bei der Über­gabe alles genau nach Proto­koll erle­digt.

Der Trans­for­mator ist zum Zeit­punkt ihrer Ankunft bereits gesi­chert und steht nicht mehr unter Span­nung. So kann er an Chris­toph und Andreas über­geben werden. Die lassen nun zuerst das Isolieröl ab. Erst jetzt ist es soweit und die ČEPS-Mitar­beiter heben die drei vom Öl geschwärzten Stufen­schalter nach und nach mit einem Kran aus dem Trans­for­mator. Zwei Stunden dauert allein diese Vorbe­rei­tung. Damit ist alles optimal herge­richtet.

„Unsere Tech­niker sind umfang­reich ausge­bildet und leisten auf der ganzen Welt MR-Qualität.“

Uwe Seltsam, Abtei­lungs­leiter

Chris­toph und Andreas bringen die Schalter in die Werk­statt des Umspann­werks und schreiten zur Tat. Von der einfa­chen Reini­gung bis zur aufwen­digen Repa­ratur könnte jetzt alles auf sie zukommen. „Aber denen fehlt wahr­schein­lich gar nix. Das hier ist eine Stan­dard-Wartung, man könnte sagen Pflege, damit es auch in Zukunft zu keiner unplan­mä­ßigen Abschal­tung kommt.“

Andreas und Chris­toph sind zwei von 300 Service­tech­ni­kern (davon fahren oder fliegen etwa 55 von Deutsch­land aus), die für MR welt­weit im Einsatz sind. Uwe Seltsam ist als Abtei­lungs­leiter (Head of Global Execu­tion & Product Services) unter anderem dafür verant­wort­lich, dass ihre Ausbil­dung erfolg­reich ist, und die Service­ar­beiten mit höchster Qualität durch­ge­führt werden. „Unsere Service­ein­sätze kann man grund­sätz­lich in zwei Bereiche unter­teilen. Zum einen dieje­nigen, bei denen es um unge­plante und sehr zeit­kri­ti­sche Fälle geht, die schnelles Handeln erfor­dern. Hier machen sich unsere Spezia­listen sofort auf und sind meist binnen 24 Stunden beim Kunden. Oft ist das Problem dann schon so groß, dass der Trafo bereits einen Schaden hat.“

Und wenn dadurch die Produk­tion steht, kostet das mit jeder verstri­chenen Stunde viel Geld. Die häufi­geren Einsätze aber sind die „Routi­ne­war­tungen“ wie in Hradec. „Der Last­stu­fen­schalter ist schon sehr robust. Wenn er wie von uns empfohlen gewartet wird, dann kann er sogar seinen Trafo über­leben.“ Dabei braucht es hohe System­kenntnis und Erfah­rung. „Wird die Wartung verschleppt oder von Arbei­tern vor Ort geprüft, die den vollen Service­um­fang nicht kennen, dann könnte das System natür­lich irgend­wann komplett ausfallen.“

In der Ölwanne gibt es für die Schalter erst einmal eine Wäsche. Hier startet Chris­toph bereits mit dem visu­ellen Check und prüft, ob etwaige Fehl­stellen erkennbar sind.

Bei Andreas’ zweitem Einsatz im Feld schaut Chris­toph noch mit drauf. Am offenen Schalter prüfen sie alle Bauteile penibel auf Herz und Nieren.

Messen, reinigen, prüfen

In der Werk­statt gehen die Service­tech­niker jetzt geübt alle notwen­digen Schritte durch. Chris­toph kennt die Schalter quasi im Schlaf. „Unsere Produkte sind auf maxi­male Effi­zienz getrimmt. Da ist kein Schräub­lein zu viel, jedes kleine Bauteil hat seine ganz bestimmte Funk­tion. Wenn ich die nicht kenne, kann ich es nicht gut pflegen.“ Nach der äußeren Reini­gung messen er und Andreas zunächst bestimmte Werte nach wie beispiels­weise die Wider­stände, den Ener­gie­spei­cher, Kontakt­ab­brand, Kontakt­brü­cken­spiel oder Haupt­kon­takt­auf­schal­tung.

Anschlie­ßend bauen sie die Schalter komplett ausein­ander und reinigen alle Kompo­nenten von Öl und Ruß. Zur Unter­su­chung gehört auch der prüfende Blick der Tech­niker, erklärt Andreas: „Die visu­elle Prüfung klingt viel­leicht simpel, dabei ist es gerade unser Exper­ten­blick, der Auffäl­lig­keiten erkennt oder wo ein Austausch von kleinen Verschleiß­teilen notwendig ist. Stich­wort Kontakt­ab­brand, Spalt­maße, die Kontakt­feder und so weiter.“

„Obwohl wir immer ähnliche Arbeiten durch­führen, gleicht kein Einsatz dem anderen. Es bleibt span­nend.“

Chris­toph Friedl, Service­tech­niker

Jan Lála schaut auch zwischen­durch vorbei und lässt sich von den Profis das Innen­leben seiner Schalter zeigen – ein seltener Anblick. In Hradec ist die Werk­statt so gut ausge­stattet wie ein Trafo­werk und verfügt sogar über eine große Ölwanne, in der die 100 Kilo schweren Last­um­schal­ter­ein­sätze abtropfen können. „Da geht die Arbeit einfach besser von der Hand. Gerade bei diesen Phasen­schie­bern muss man gut aufpassen: Durch deren Schalter gehen hohe Ströme, da ist der Abbrand an den Kontakten groß und es entsteht auch mehr Schmutz“, erklärt Chris­toph. Nachdem alles gemessen, geprüft, gerei­nigt und gewartet ist, werden die Last­um­schal­ter­ein­sätze wieder zusam­men­ge­baut. Acht bis zehn Stunden dauert eine Schal­ter­war­tung im Normal­fall, da bleibt nicht viel Spiel­raum für Verzö­ge­rungen.

Dabei kümmert sich jeder Tech­niker im Normal­fall alleine um einen Schalter. Im Laufe der drei Tage, die Chris­toph und Andreas bei ČEPS im Einsatz sind, prüfen sie auch den desi­gnierten Platz im Trans­for­mator. Dabei werden unter anderem das Ölgefäß kontrol­liert und gerei­nigt, das Gestänge gewartet und die obere Getrie­be­stufe sowie die Schutz­re­lais geprüft und am Ende auch der gesamte Last­stu­fen­schalter getestet, ob er einwand­frei funk­tio­niert. Die Arbeit am Trafo dauert eben­falls einen ganzen Arbeitstag. Auch das über­nimmt einer der Tech­niker in Eigen­regie.

Durch die Kupfer­kon­takte gehen sehr hohe Ströme. Andreas prüft, ob ihr Zustand bereits einen Austausch notwendig macht oder eine Reini­gung vorerst ausreicht.

Jan Lála (links) lässt sich von Chris­toph die Funk­tion und den Austausch der Wider­stands­ver­bin­dungs­lei­tungen von der Kontakt­schale zum Wider­stands­paket zeigen — ein seltener Anblick für den Werks­leiter.

Gerei­nigt, geprüft und gewartet geht es für die Last­stu­fen­schalter wieder zurück in den Trans­for­mator. Danach werden das Isolieröl wieder einge­lassen und Probe­schal­tungen durch­ge­führt.

Zum Schluss geht der Einsatz zu Ende, wie er begann: Die Schalter werden per Kran wieder einge­baut, das Öl einge­füllt und Probe­schal­tungen durch­ge­führt. Läuft. Damit über­geben die Service­tech­niker den Trans­for­mator zusammen mit ihrem Service­be­richt offi­ziell zurück an den Betreiber. Jan Làla ist zufrieden: „Mit dem MR-Service nutzen wir einfach die best­mög­liche Service­qua­lität.“ So endet ein kurzer Einsatz für das MR-Team. Meis­tens ist Chris­toph alleine unter­wegs, oft sogar über mehrere Wochen.

Ein Beruf für Macher

„Das ist das Tolle an dem Beruf – du bist dein eigener Chef. Du weißt, was du zu tun hast, kannst dich ganz auf deine Aufgabe und dein Tempo fokus­sieren und am Ende mit Stolz auf deine Arbeit blicken. Du siehst, was du geschafft hast.“ Und dabei kommen die Service­tech­niker auch viel rum. „Ich bin immer woan­ders in der Welt und sehe Orte, da kommt ein Tourist gar nicht hin. In keinem Job der Welt hätte ich so viele Urlaubs­tage, dass ich so viele Länder und Menschen kennen­lernen könnte wie durch diesen Beruf.“

Für diese Erfah­rungen und Selbst­stän­dig­keit hat Chris­toph vor vier Jahren auch seinen Job als gelernter Indus­trie­me­cha­niker zurück­ge­lassen und die einjäh­rige Ausbil­dung zum Service­tech­niker bei MR gemacht. Seitdem ist er an die 200 Tage im Jahr unter­wegs. Auch Andreas, der als gelernter Schlosser zu MR gekommen ist und dessen Ausbil­dung zum Service­tech­niker gerade zu Ende geht, ist begeis­tert. „Die Ausbil­dung ist sehr umfang­reich. Trotz meiner Schlos­ser­lehre bin ich bei MR erst ein volles Jahr in der Lehre, bevor ich das erste Mal alleine ins Feld gehe. Dadurch fühle ich mich einfach gut vorbe­reitet und habe entspre­chendes Selbst­ver­trauen: Ich weiß, ich kann die Arbeit gut und sauber machen – und lerne dabei neue Leute und Orte kennen.“

„Kunden verlassen sich auf unsere Exper­tise. Dieses Vertrauen schätze ich sehr.“

Andreas Singerer, Service­tech­niker

Das ist auch MRs Erfolgs­re­zept: Quer­ein­steiger mit elek­tro­tech­ni­schem oder mecha­tro­ni­schem Back­ground sind will­kommen, denn für sie gibt es erst ein volles Jahr inten­siver Lern­phase mit dem umfas­senden Experten-Know-how, das MR ausmacht. Und das lockt Persön­lich­keiten, erklärt Uwe Seltsam. „Der Beruf ist was für Macher und Entde­cker. Jemand, der sich gern selbst orga­ni­siert und was sehen will von der Welt, der biss­chen Hummeln im Hintern hat – der ist perfekt dafür.“

Seltsam weiß, wovon er spricht, schließ­lich hat er selbst sieben Jahre als Service­spe­zia­list gear­beitet und erin­nert sich sehr gern an die Zeit zurück. Denn die Einsätze sind immer anders, immer neu. Oft ist Impro­vi­sa­tion gefragt. Nicht überall sind die Verhält­nisse so luxu­riös wie in Hradec, wo das Umspann­werk sogar seine eigene Werk­statt mit großer Ölwanne und perfekter Ausleuch­tung hat. „Aber genau dafür inves­tieren wir gerne in das Ausbil­dungs­jahr. Danach ist klar: Unsere Tech­niker sind mit allen Wassern gewa­schen und leisten überall MR-Qualität.“  

© Thomas Pfeiffer
 „Der sichere und zuver­läs­sige Betrieb geht immer vor.“

Lesen Sie das Inter­view mit Jan Lála, Leiter der Trans­for­mator-Abtei­lung bei ČEPS.


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Uwe Seltsam ist für Sie da:
u.seltsam@reinhausen.com


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