„So einfach wie ein Blitz­ab­leiter“

Ober­schwin­gungen schaden elek­tri­schen Geräten. Doch die meisten Filter­lö­sungen über­for­dern die Anwender in ihrer Komple­xität.
Holger Kretz­schmar von Rein­hausen Power Quality erklärt, wie es einfa­cher geht: mit dem System­bau­kasten „Total Harmonic Solu­tion“.


Total Harmonic Solu­tion — das klingt nach einer Lösung, die alle Probleme besei­tigt. Was verbirgt sich dahinter?

In der Tat ist das der Anspruch, den wir mit der „Total Harmonic Solu­tion“ verfolgen. Genau genommen handelt es sich um einen System­bau­kasten aus passiven und aktiven Filter­lö­sungen, mit dem sich alle Arten von uner­wünschten Ober­schwin­gungen in Nieder- und Mittel­span­nungs­netzen besei­tigen lassen. Auch solche, die in Zukunft noch zunehmen werden.

Warum war die Entwick­lung notwendig? Was erwartet uns?

Die Netze haben sich verän­dert. Früher war die Welt noch einfach, da ging es nur darum, die Blind­leis­tung zu kompen­sieren, damit die Span­nung stabil bleibt und Über­tra­gungs­ver­luste gesenkt werden. Seit den 2000er-Jahren ändert sich das: Bei Maschinen kommen immer mehr frequenz­ge­re­gelte Antriebe zum Einsatz. Die sind zwar sehr ener­gie­ef­fi­zient, doch die Leis­tungs­elek­tronik hat nega­tive Rück­wir­kungen auf das Netz, die ganze Ferti­gungs­straßen lahm­legen können.

„Kleine Leis­tungs­elek­tronik geht bei höheren Schwin­gungen schnell kaputt. Das kann teuer werden, wenn eine ganze Halle mit LED-Lampen beleuchtet wird.“

Anfangs war es vor allem die 5. Harmo­ni­sche die Probleme verur­sachte. Um diese zu lösen, reichten zunächst Passiv­filter. Doch mit der stei­genden Anzahl frequenz­ge­re­gelter Antriebe tauchten weitere Ober­schwin­gungen auf, wir mussten uns nun auch um die 7., 11. bis hinauf zur 51. Harmo­ni­schen kümmern. Das geschieht mit Aktiv­fil­tern. Und jetzt stehen wir vor der Situa­tion, dass soge­nannte Supra­har­mo­nics, also Schwin­gungen in höheren Frequenz­be­rei­chen von zwei bis neun Kilo­hertz, Störungen verur­sa­chen.

Eine Lösung für alle

Eine saubere Span­nung ist bei zahl­rei­chen Anwen­dungen eine wich­tige Voraus­set­zung für den zuver­läs­sigen Betrieb. Unlieb­same Netz­rück­wir­kungen können ihn stören, verur­sa­chen damit Kosten und führen manchmal sogar zu Total­aus­fällen. Mit dem System­bau­kasten „Total Harmonic Solu­tion“ lassen sich solche Störungen mit verein­fachtem Planungs­auf­wand vermeiden. Vier Beispiele, bei denen die Filter­lö­sung von Power Quality für eine stabile Span­nung sorgen kann.

Beispiel 1: Auto­mo­bil­branche

© iStock.com/PhonlamaiPhoto

Ein klas­si­sches Anwen­dungs­feld für Filter­lö­sungen ist die Auto­mo­bil­branche. Dort macht Leis­tungs­elek­tronik es möglich, massen­haft, zuver­lässig und hoch auto­ma­ti­siert zu produ­zieren. Genau das stellt aber auch ein beacht­li­ches Störungs­ri­siko dar.

Beispiel 2: Wasser­wirt­schaft

© iStock.com/CHUNYIP WONG

Die Wasser­wirt­schaft strebt eine hohe Ener­gie­ef­fi­zienz an. So werden in modernen Klär­werken zuneh­mend Ener­gie­er­zeu­gungs­an­lagen mit Frequenz­umrichter (zum Beispiel Solar) inte­griert, um elek­tri­sche Pumpen zu betreiben, die wiederum selbst zuneh­mend mit Frequenz­um­rich­tern ausge­rüstet werden. Störende Ober­schwin­gungen sind somit vorpro­gram­miert.

Beispiel 3: Wind­kraft

© MR, Team Brenn­weite

Bei der Strom­erzeu­gung mit Wind­kraft entstehen Ober­schwin­gungs­ströme, die die Netz­qua­lität empfind­lich stören. Über­schreiten Anlagen häufig die vorge­schrie­benen Grenz­werte, müssen sie vom Netz, im schlimmsten Fall droht sogar der Verlust der Betriebs­er­laubnis.

Beispiel 4: Schiffe

© Jens Umbach

Auf Schiffen ist komplexe Elek­tronik verbaut. Zum Einsatz kommen frequenz­ge­re­gelte Antriebe für Kompres­soren, Bug- und Heck­strahler, Haupt­an­triebe mit mehreren Mega­watt Leis­tung sowie Wech­sel­richter für die Land­ver­sor­gung. Dadurch kann es schnell zu einer Belas­tung des Bord­netzes durch Ober­schwin­gungen kommen.

Soge­nannte Active Frontends (AFE), also Frequenz­um­richter, sind die Quelle. Und die werden in Zukunft noch viel häufiger einge­setzt. Früher haben die Supra­har­mo­nics niemanden gestört, eine Stanz­ma­schine ist robust genug, sie auszu­halten, aber moderne Lasten werden immer empfind­li­cher, wie das Beispiel LED-Leuchten zeigt. Kleine Leis­tungs­elek­tronik geht bei höheren Schwin­gungen schnell kaputt. Das kann teuer werden, wenn eine ganze Halle mit LED-Lampen beleuchtet wird. Also haben wir gesagt: Wir müssen eine Lösung finden, die solche Probleme ein für alle Mal besei­tigt.

Wie sieht die Lösung aus?

Im Prinzip greifen wir auf Bewährtes zurück. Der Passiv­filter GRIDCON® CHF besei­tigt die 5. Harmo­ni­sche. Für manche Anwen­dungen reicht dieser Baustein. Den umfas­sen­deren Schutz bietet der Aktiv­filter GRIDCON® ACF, der den Bereich bis zur 51. Harmo­ni­schen abdeckt. Und für die Supra­har­mo­nics gibt es unser neu entwi­ckeltes SHU-Filter­modul. Dank dem modu­laren Aufbau können die Kunden genau das wählen, was sie wirk­lich benö­tigen.

„Probleme mit Ober­schwin­gungen wird es mit der Total Harmonic Solu­tion nicht mehr geben.“

Auch Nach­rüs­tungen sind möglich. Was die Total Harmonic Solu­tion aber wirk­lich beson­ders macht, ist die von uns über viele Jahre immer weiter opti­mierte Gerä­te­soft­ware. Sie misst die Ober­schwin­gungen, der Algo­rithmus bewertet fort­lau­fend die Stör­pegel und steuert auto­ma­tisch dagegen, sodass die hinter­legten Grenz­werte nicht über­schritten werden. Bei der Program­mie­rung haben wir auch die Erfah­rungen einfließen lassen, die unsere Servicet­echniker im Feld bereits gemacht haben. Ein Vorgehen nach Lehr­buch reicht eben nicht, wenn wir die Realität abbilden möchten.

Filter­lö­sungen haben den Ruf, sehr kompli­ziert zu sein …

Das ist richtig. In der Praxis gibt es zahl­reiche indi­vi­du­elle Lösungen, die sehr komplex und über­di­men­sio­niert sind. Zudem ist die Para­me­trie­rung bei Inbe­trieb­nahme oder Netz­um­bauten sehr aufwendig. Bei unserem stan­dar­di­sierten Ansatz ist das anders. Wir wollten eine Lösung, die — etwas zuge­spitzt gesagt — so einfach, sicher und lang­lebig wie ein Blitz­ab­leiter ist und sich nach dem Plug-and-play-Prinzip instal­lieren lässt. Und das genau dort, wo sie benö­tigt wird oder ausrei­chend Platz ist.

Je nach Ausgangs­lage reicht manchmal auch schon die Instal­la­tion eines sehr kompakten Wand­ge­räts. Unser Baukas­ten­prinzip gibt auch das her. Strom­wandler sind dabei nicht erfor­der­lich und auch ein Paral­lel­be­trieb mit weiteren Filtern ist möglich — mehr Flexi­bi­lität geht nicht. Das System regu­liert sich auto­ma­tisch und filtert genau das, was benö­tigt wird. Wenn ein Betrieb seine Ferti­gungs­straße umstellt und sich das Netz dadurch ändert, ist das eben­falls kein Problem — die neue Para­me­trie­rung läuft von alleine, da muss kein Service­tech­niker hinfahren.

Für welche Anwen­dungen ist die Lösung geeignet?

Für alle, die Probleme mit Ober­schwin­gungen haben. Klas­si­scher­weise trifft das auf fast alle hoch auto­ma­ti­sierten Ferti­gungen zu wie beispiels­weise in der Auto­mo­bil­in­dus­trie. Aber auch in Klär­werken, bei Wind- und Solar­parks und sogar für Bord­netze auf Schiffen sind unsere Filter­lö­sungen gefragt.

REINHAUSEN INSIDE

Die System­lö­sung Total Harmonic Solu­tion besteht aus drei frei kombi­nier­baren Kompo­nenten:

  • GRIDCON® CHF für die 5. Harmo­ni­sche
  • GRIDCON® ACF für die 3. bis 51. Harmo­ni­sche
  • SHU-Filter­mo­dule für die soge­nannten Supra­harmonics im höheren Frequenz­be­reich bis 10 kHz

Die Soft­ware ist so program­miert, dass sich die Rege­lung selbst­ständig mit hoher Präzi­sion an das jewei­lige Netz und sein spezi­fi­sches Schwingungs­verhalten anpasst. Die Instal­la­tion ist denkbar einfach und funk­tio­niert nach dem Plug-and-play-Prinzip — eine aufwen­dige Para­me­trie­rung entfällt.


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Holger Kretz­schmar berät Sie gerne:
H.Kretzschmar@reinhausen.com


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