Sjouke Pieter Bootsma, Director Supply Chain Management bei TenneT TSO, erklärt im Interview die entscheidenden Vorteile der ISO 55.000, vor allem für das Management größerer Flotten.
Warum haben Sie sich für die Implementierung der ISO 55.000 entschieden?
Bei Netzbetreibern wie TenneT, wo wir viele Assets überwachen müssen, passt die ISO 55.000 besser zu den aufwendigeren Prozessen und größeren Flotten. Mit ihr haben wir einfach mehr Kontrolle. Außerdem ist ein breiterer Blick auf alle Abläufe inklusive der Wartungen möglich. Und dieses umfassendere Monitoring wird immer wichtiger: Klassische Netztransformatoren sind teilweise schon dreißig Jahre alt und werden anfälliger — doch fallen sie aus, fällt das gesamte System aus. Gleichzeitig wird durch erneuerbare Energien DC-Konvertertechnologie immer wichtiger. Um diese Systeme lückenlos überwachen zu können, ist die Implementierung der ISO 55.000 auch bei TenneT ein Schritt nach vorne gewesen. Wichtig: Es müssen stets verlässliche Daten zur Verfügung stehen, um den gesamten Lebenszyklus überwachen zu können. Es geht nicht nur darum, die richtigen Werkzeuge zu haben. Sondern auch darum, sie in ein gut funktionierendes Qualitätssystem wie die ISO 55.000 zu integrieren.
Welche Vorteile bringt eine solche Überwachung der Assetflotte?
Zunächst einmal ist das Ergebnis der Inspektionen und der Zustandsüberwachung transparenter. Außerdem stützt es sich noch mehr auf Fakten, obwohl das Know-how der Fachkräfte natürlich immer noch äußerst wichtig ist. Aber dieser objektivere Ansatz hilft uns dabei, die Performanz unserer Assets noch besser vorherzusagen. Das heißt auch, dass unsere Gegenmaßnahmen, um Ausfälle zu verhindern, noch effizienter, noch effektiver, einfach besser werden. Und das sehen wir auch in anderen Industrien. Ich komme ursprünglich aus der Luftfahrttechnik: Die alte Boeing 707 benötigte noch doppelt so viel Wartung wie die heutigen Modelle. Eine herausragende Zustandsüberwachung zu entwickeln, war in der Luftfahrttechnik entscheidend. Ich sehe immer häufiger, dass auch wir einige dieser Systeme und Prozesse in unserer Branche adaptieren und von anderen Branchen viel lernen können — das finde ich eine sehr gute Idee.
Welche Vorteile sind aus der Einführung dieser ISO entstanden?
Ein Dilemma bei der Einführung der neuen ISO: Wir waren eines der ersten Unternehmen in den Niederlanden. Die Referenzen waren überschaubar, die Risiken hoch. Der Wechsel würde viel Geld und Zeit kosten. Wenn ich heute zurückblicke, kann ich sagen: Diese Umstellung hat viel Mehrwert gebracht. Wir haben unsere Prozesse besser im Blick, haben eine bessere Kontrolle, und davon können wir auch die staatlichen Prüfer schneller überzeugen. Die Investition lohnt sich aus meiner Sicht in jedem Fall. Umso wichtiger wäre es auch, die ISO 55.000 entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu implementieren. Denn wir müssen uns auf die Prozessabläufe unserer Zulieferer verlassen. Deshalb hoffe ich, dass die Umstellung sich entlang der gesamten Asset-Management-Kette etabliert. Die Einführung ist übrigens leicht. Dranbleiben, weiterlernen, daran wachsen — das ist die wahre Herausforderung, aber sie lohnt sich!