Giganten im Netz 

© Daniel Schumann

Für Deutsch­lands größten Netz­knoten nimmt Amprion die größten Phasen­schieber der Welt in Betrieb. Sie sind ein wich­tiges Stell­glied im Über­tra­gungs­netz, damit die Ener­gie­wende gelingt. Möglich machen das aber erst die Hoch­leis­tungs­stu­fen­schalter von MR.


Felder, Wiesen und Weiden – die Region um die nieder­säch­si­sche Stadt Lingen im Nord­westen Deutsch­lands unweit der nieder­län­di­schen Grenze ist länd­lich geprägt und vergleichs­weise dünn besie­delt. Und doch werden hier schon heute Strom­mengen bewegt, die ausrei­chen, um Millio­nen­me­tro­polen mit Energie zu versorgen. Schon bald wird noch mehr Strom durch die Gegend fließen: Der Über­tra­gungs­netz­be­treiber Amprion baut nämlich ein paar Kilo­meter südlich von Lingen die Umspann- und Schalt­an­lage Haneken­fähr bis 2028 zum größten Netz­knoten Deutsch­lands aus.

200 Millionen Euro inves­tiert das Unter­nehmen in das Mega­pro­jekt. Entspre­chend gewaltig sind die Dimen­sionen der Anlage: 24 Hektar groß ist sie, eine Fläche, auf der der Petersdom in Rom rund 15-mal Platz fände. Das Umspann­werk liegt schon jetzt auf einem sehr stark ausge­las­teten Korridor der Nord-Süd-Trasse im Strom­über­tra­gungs­netz von Amprion. Energie aus neun Offshore-Wind­kraft­an­lagen landet im Umspann­werk, das es weiter in die Indus­trie­zen­tren im Süden schickt. In wenigen Jahren kommen mit den neuen Anschlüssen BorWin4 und DolWin4 noch­mals 1,8 Giga­watt Offshore-Wind­energie aus der Nordsee dazu. Der Standort trägt somit maßgeb­lich dazu bei, dass die Ener­gie­wende in Deutsch­land gelingt.

„Man kann sagen, dass der VACUTAP® VRL® ein Enabler für die gesamte tech­ni­sche Lösung ist.“

Dr. Daniel Eich­hoff, Amprion

Um die immer höheren Ener­gie­flüsse zu beherr­schen und das Netz stärker auslasten zu können, instal­lierte Amprion in Haneken­fähr zwei Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren. Die Betriebs­mittel ermög­li­chen die Steue­rung von Strom­flüssen und tragen dazu bei, Über­las­tungen im Netz zu vermeiden, wie sie durch die Einspei­sung vola­tiler Ener­gie­er­zeuger immer häufiger entstehen. Schon allein ihr Äußeres zeigt, wie groß ihre Aufgabe ist: 30 × 26 × 11 Meter messen sie jeweils und sind sagen­hafte 905 Tonnen schwer. Nicht minder beein­dru­ckend sind die tech­ni­schen Daten: 400 Kilo­volt Bemes­sungs­span­nung, 2.500 Mega­volt­am­pere maxi­male Durch­gangs­leis­tung und 3.600 Ampere maxi­maler Dauer­strom – leis­tungs­stär­kere Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren hat die Welt bislang nicht gesehen.

Das Mega­pro­jekt 


In Lingen-Haneken­fähr baut der Über­tra­gungs­netz­be­treiber Amprion die bestehende Schalt- und Umspann­an­lage zum leis­tungs­stärksten Netz­knoten Deutsch­lands aus und leistet damit einen wich­tigen Beitrag zur Ener­gie­wende. Die Anlage trägt bereits heute zu einem sicheren Strom­trans­port von umwelt­freund­li­chem Offshore-Wind­strom aus der Nordsee bei. Ab 2028 kommt mit der Anbin­dung von BorWin4 und DolWin4 noch mehr Wind­strom dazu. Mit den leis­tungs­stärksten Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren der Welt hat sich Amprion darauf vorbe­reitet. 

© Amprion, Daniel Schu­mann

Dr. Daniel Eich­hoff leitet bei Amprion den Bereich Stati­ons­tech­no­logie und HGÜ (Hoch­span­nungs-Gleich­strom-Über­tra­gung) und ist in dieser Funk­tion auch für die Beschaf­fung von Sonder­be­triebs­mit­teln wie den Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren verant­wort­lich. Eigent­lich ist er es gewohnt, große Infra­struk­tur­pro­jekte zu stemmen, doch die Dimen­sionen beein­dru­cken auch ihn: „Was mich beson­ders faszi­niert, ist die Ausnut­zung des tech­nisch mögli­chen Grenz­be­reichs: Diese Leis­tungs­größen in einer Zwei-Kessel-Bauweise sind ein abso­lutes Novum.“ Denn dass die Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren über­haupt so gebaut werden konnten, ist keine Selbst­ver­ständ­lich­keit. „Ohne die Last­stu­fen­schalter von MR hätte der Trans­for­mator nicht so reali­siert werden können, wie wir uns das gewünscht haben.“  

Maxi­male Verfüg­bar­keit  

Amprion wollte eine hohe Verfüg­bar­keit und einen geringen Wartungs­auf­wand für den Stufen­schalter. Deshalb war von Anfang an klar, dass die wartungs­arme Vaku­um­tech­no­logie zum Einsatz kommen soll. Dr. Eich­hoff erklärt: „Die Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren sind in Schall­schutz­ge­häusen unter­ge­bracht. Um den Last­stu­fen­schal­ter­ein­satz für die Wartung heraus­zu­ziehen, müsste das Dach erst einmal abge­nommen werden. Das ist aufwendig. Ein geringer Instand­hal­tungs­auf­wand ist uns jedoch sehr wichtig.“ Aber nicht nur, weil die Wartung allein schon sehr teuer ist, sondern auch, weil jeder Still­stand sehr viel Geld kosten kann. Denn eine zentrale Funk­tion des Phasen­schie­bers ist es, soge­nannte Redis­patch­kosten zu vermeiden. Die fallen immer dann an, wenn im Netz weniger Strom über­tragen werden kann, als der Markt zwischen Erzeu­gern oder den Abneh­mern verlangt.

Starke Partner: Dr. Daniel Eich­hoff (l.) von Amprion und MR-Geschäfts­führer Wilfried Breuer direkt am Phasen­schie­ber­trans­for­mator, der nur dank der sehr engen Zusam­men­ar­beit beider Unter­nehmen reali­siert werden konnte.

„Wir können mit dem Phasen­schieber viel mehr Strom trans­por­tieren als in einem rein passiven Netz und kommen damit also erst viel später in den Bereich, wo wir mit Redis­patch­maß­nahmen eingreifen müssen“, so Eich­hoff. Amprion spart auf diese Weise 36 Millionen Euro pro Jahr. Jeder Ausfall der Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren geht deshalb mit enormen Verlusten einher. Das Problem war nur: Zum Zeit­punkt der Anfrage bei MR gab es einen solchen Last­stu­fen­schalter in dieser Leis­tungs­klasse noch gar nicht. Bisher war mit der Vaku­um­tech­no­logie bei einem Bemes­sungs­strom von 2.600 Ampere Schluss. Doch das reicht längst nicht aus, um einen derart großen Phasen­winkel zu reali­sieren, wie ihn Amprion sich wünschte: „Unsere Netz­si­mu­la­tionen haben ergeben, dass wir Stell­winkel von 20 Grad brau­chen, um über­haupt einen entspre­chenden Effekt auf die Last­fluss­ver­tei­lung im Netz zu bekommen.“

Die Inge­nieure bei MR mussten also auch hier an die Grenzen gehen und einen neuen Stufen­schalter entwi­ckeln. Kein einfa­ches Unter­fangen, denn trotz der hohen Leis­tung durfte der Bauraum nicht wesent­lich größer werden. Wilfried Breuer, Geschäfts­führer bei MR, sagt dazu: „Die Entwick­lung des Stufen­schal­ters war heraus­for­dernd.“ Doch den Inge­nieuren bei MR ist das Meis­ter­stück gelungen: Der VACUTAP® VRL® kann den gefor­derten Bemes­sungs­strom von knapp 3.000 Ampere sogar noch um 200 Ampere toppen und dank der hohen Schalt­leis­tung von bis zu 10.000 Kilo­volt­am­pere ist es möglich, einen hohen Phasen­winkel zu reali­sieren. 

Ohne erzwun­gene Strom­tei­lung 

Doch das sind nicht die einzigen High­lights: Trotz ihrer gewal­tigen Ausmaße sind die Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren für Amprion noch vergleichs­weise kompakt. Möglich wird das, weil der VACUTAP® VRL® ohne erzwun­gene Strom­tei­lung auskommt. Dadurch sind die Wick­lungen weniger komplex und zusätz­liche Verbin­dungen zwischen dem Serien- und dem Erre­ger­trans­for­mator, aus denen ein solcher Phasen­schieber besteht, können entfallen.

„Der VACUTAP® VRL® ermög­licht opti­mierte Betriebs­kosten für die Betreiber und auch für die Trans­for­ma­tor­her­steller.“

Wilfried Breuer, Geschäfts­führer MR.

Ein wich­tiger Neben­ef­fekt: Weniger Verbin­dungs­auf­wand bedeutet auch weniger poten­zi­elle Schwach­stellen. Das wirkt sich eben­falls positiv auf die Verfüg­bar­keit der Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren aus. Breuer fasst die Vorteile so zusammen: „Der VACUTAP® VRL® ermög­licht ein gerin­geres Ölvo­lumen, ein gerin­geres Trans­port­ge­wicht, einen gerin­geren Wartungs­auf­wand und somit opti­mierte Betriebs­kosten sowohl für die Betreiber als auch für die Trans­for­ma­tor­her­steller.“ Für Dr. Eich­hoff steht fest: „Der VACUTAP® VRL® ist ein Enabler für die gesamte tech­ni­sche Lösung.“  

Hoch­leis­tungs­trans­for­ma­toren sind die Zukunft  

Die Giganten im Umspann­werk in Haneken­fähr sollen bei Amprion nicht die einzigen bleiben: „Stand jetzt planen wir insge­samt fünf Stationen mit je zwei Phasen­schie­ber­trans­for­ma­toren, die bis 2030 ans Netz gehen sollen“, so Eich­hoff. Und in allen schalten die VACUTAP® VRL®. Der Trend zu immer größeren Trans­for­ma­toren ist dabei nicht nur ein Phänomen im Über­tra­gungs­netz von Amprion. Überall auf der Welt muss immer mehr Energie bewegt werden, weil die Elek­tri­fi­zie­rung immer weiter voran­schreitet. Um höhere Ströme über lange Stre­cken zu trans­por­tieren, Ener­gie­ströme zu steuern, Blind­leis­tung zu kompen­sieren oder ener­gie­in­ten­sive Indus­trie­zweige zu versorgen, sind daher immer leis­tungs­fä­hi­gere Betriebs­mittel mit entspre­chend starken Last­stu­fen­schal­tern gefragt. 

Der leis­tungs­stärkste Vaku­um­stu­fen­schalter der Welt 


Den VACUTAP® VRL® 3.200 hat MR speziell für High-End-Anwen­dungen wie den Phasen­schie­ber­trans­for­mator von Amprion entwi­ckelt. Die High­lights auf einen Blick:  

  • 10.000 Kilo­volt­am­pere maxi­male Schalt­leis­tung 
  • 3.200 Ampere maxi­maler Bemes­sungs­strom  
  • 6.000 Volt maxi­male Stufen­span­nung  
  • Spezi­elle Schutz­ein­rich­tungen wie das VACUTAP® Advanced Flux Control System oder VACUTAP® Advanced Control System machen den Stufen­schalter maximal betriebs­si­cher. 

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Andreas Scheu­gen­pflug beant­wortet sie gerne:
A.Scheugenpflug@reinhausen.com


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