Kommu­nale Ener­gie­wendeFläche ist wert­voll

Erneu­er­bare Ener­gien sind gut — aber es kommt auch darauf an, sie möglichst effi­zient einzu­setzen. Die Konzepte dafür liegen schon bereit. Eine Analyse.


Auf zehn Quadrat­meter Fläche fällt genü­gend Sonnen­licht, um einen durch­schnitt­li­chen Haus­halt mit Energie für Heiz­wärme, Strom und Mobi­lität für E‑Autos zu versorgen. Das resul­tiert aus einer einfa­chen Rech­nung: Wech­selt ein Haus­halt von konven­tio­nellen Ener­gie­trä­gern auf erneu­er­bare, redu­ziert sich sein Bedarf von durch­schnitt­lich 24 MWh für Heizung, Strom und Mobi­lität (E‑Fahrzeuge) auf über­schau­bare 10 MWh. Die Bilanz: Die Sonnen­ein­strah­lung liefert um den 50. Brei­ten­grad pro Quadrat­meter eine Energie von circa 1 MWh pro Jahr. Das heißt, die für einen solchen Haus­halt benö­tigte Sonnen­en­ergie lässt sich auf zehn Quadrat­me­tern erzeugen.

Und was ist in der Nacht oder wenn es wochen­lange Flauten gibt? Spei­cher für Warm­wasser, Batte­rie­spei­cher für Strom und Lang­zeit­spei­cher für Wind­energie (beispiels­weise durch Hydro­lyse mit Rück­ver­stro­mung über Brenn­stoff­zellen) holen die Energie aus Wind und Sonne in die Abend­stunden, in den Winter und wind­arme Zeiten. Ein Wärme­re­ser­voir im Erdreich lässt sich in Kombi­na­tion mit Wärme­pumpen und Solar­thermie eben­falls als Lang­zeit­spei­cher für die kalte Jahres­zeit nutzen. Macht man den Wirkungs­grad von Erneu­er­baren daran fest, wie viel Fläche sie für denselben Ertrag benö­tigen, errei­chen Photo­vol­taik und Solar­thermie einen Ertrag zwischen 200 und 600 kWh/m²a elek­tri­scher oder ther­mi­scher Energie, also sehr gute 20–60 Prozent Ertrag auf der Fläche. Wind­kraft erreicht immerhin 20–60 kWh/m²a. Bei reiner Solar­ver­sor­gung mit Photo­vol­taik wären somit 50 Quadrat­meter pro Haus­halt bezie­hungs­weise 500 Quadrat­meter Wind­fläche ausrei­chend.

DIE BESTEN ERNEUERBAREN

Die Rech­nung zeigt, wie wenig Fläche eigent­lich notwendig ist, um unseren Bedarf mit der kostenlos zur Verfü­gung stehenden Sonnen- und Wind­energie zu decken. Und trotzdem leisten wir uns Ener­gie­träger, die formal zu den Erneu­er­baren zählen, aber viel mehr Fläche benö­tigen. Die Rede ist von Biogas und Biokraft­stoffen aus Agrar­pflanzen. Um aus ihnen nennens­werte Ener­gie­mengen zu erhalten, müssen riesige Acker­flä­chen unter Einsatz weiterer wert­voller Rohstoffe aufwendig bestellt werden. Das macht sie zu den mit Abstand inef­fi­zi­en­testen Erneu­er­baren mit einem Wirkungs­grad von nur 0,6–5,9 kWh/m²a. Dieser hohe Flächen­ver­brauch lohnt sich nicht. Schon gar nicht in Zeiten rasant sinkender Biodi­ver­sität und global beein­träch­tigter Lebens­mit­tel­ver­sor­gung. Nur wo Biomasse ohnehin beispiels­weise als land­wirt­schaft­li­ches Neben­pro­dukt anfällt, ist sie ein wert­voller Ener­gie­träger, der die kommu­nale Ener­gie­ver­sor­gung unter­stützen kann.

Doch nicht nur der geringe Flächen­be­darf macht Wind und Sonne zu den besten Ener­gie­quellen. Wech­selt ein Haus­halt von einer Gashei­zung, egal ob fossil oder Bio, auf eine Wärme­pumpe, verdrei­facht sich die Ener­gie­aus­beute: Denn aus 1 MWh elek­tri­scher Energie erzielt sie 3 MWh an Wärme­en­ergie für Heizung und Warm­wasser. Auch durch ein elek­trisch ange­trie­benes Fahr­zeug fällt die Ener­gie­bi­lanz etwa um den Faktor 3 güns­tiger aus: Für einen Pkw rechnet man mit 15 kWh pro 100 km, das entspricht einer Menge von zwei bis drei Litern Benzin. So entsteht der deut­lich gerin­gere Bedarf von 10 MWh statt 24 MWh. Anlagen für den indus­tri­ellen Einsatz erzielen aus Erdwärme eine sogar noch höhere Ausbeute. Der Umstieg, beispiels­weise auf Wärme­pumpen, redu­ziert also auch den Ener­gie­be­darf deut­lich.

SELBST IST DIE KOMMUNE

Einzelne Haus­halte können diese Umstel­lung schwer alleine umsetzen. Zahl­reiche Projekte zeigen, dass kommu­nale Lösungen dagegen eine sichere und flächen­de­ckende Versor­gung auf Basis erneu­er­barer Ener­gien bieten können. Dazu trägt auch eine moderne Anlagen­technik bei. Neben Block­heiz­kraft­werken, Wärme­pumpen und Ener­gie­spei­chern gehören zur Strom­ver­sor­gung moderne Umrich­ter­sys­teme. Werden Ener­gie­quellen auf kommu­naler Ebene ange­sie­delt, wird die Ener­gie­ver­sor­gung sicherer und stabiler. Das gilt speziell für die Strom­ver­sor­gungs­netze, die bei einem Netz­aus­fall auch autark oder als Notstrom­ver­sor­gung betrieben werden können. Daraus folgt: Eine zukunfts­fä­hige Ener­gie­ver­sor­gung muss Rohstoffe schützen — und dazu gehört auch die Land­schaft, sozu­sagen der Rohstoff „Fläche“. Sonnen- und Wind­kraft mit kommu­nalem Ansatz sind hierzu rech­ne­risch die bei Weitem effi­zi­en­teste Lösung.


FLÄCHE UND WIRKUNGSGRAD

Die Unter­schiede bei der effi­zi­enten Nutzung von Flächen zur Ener­gie­er­zeu­gung sind gewaltig: Während Solar­thermie in unseren Brei­ten­graden etwa 1,7 m² Fläche braucht, um daraus 1 MWh/Jahr zu holen, werden für Biodiesel aus Raps 500 m² Anbau­fläche benö­tigt. 1 MWh Energie spendet die Sonne pro m². Und so viel lässt sich davon mit Erneu­er­baren ernten:

60% SOLARTHERMIE
20% PHOTOVOLTAIK
5% WINDENERGIE
0,5% BIOGAS
AUS MAIS
0,2% BIODIESEL
AUS RAPS
0,2% BIOETHANOL
AUS STROH
0,1% BIOETHANOL
AUS ROGGEN


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