Schwefelhexafluorid ist ein hervorragendes Isoliergas für elektrische Anwendungen, hat aber eine katastrophale Treibhausbilanz. Eine EU-Verordnung verbietet daher sukzessive den Einsatz. HIGHVOLT ist darauf vorbereitet und macht seine gasisolierten Prüf- und Messsysteme zukunftssicher.
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Aufgabe
Ergebnis
Die Herausforderung
Schwefelhexafluorid (SF6) ist ein ideales Isoliergas für elektrische Anwendungen wie beispielsweise für gasisolierte Schaltanlagen (GIS), die in Umspannwerken oder industriellen Anlagen den Energiefluss steuern, bei Bedarf Stromkreise abschalten und das Hochspannungsnetz vor Überlastungen schützen. Dank der herausragenden Eigenschaften von SF6 sind sehr kompakte Bauweisen möglich. Im Vergleich zu Freiluftschaltanlagen nehmen GIS deutlich weniger Platz ein und eignen sich daher besonders für den Einsatz in urbanen Gebieten. Doch das beliebte Isoliergas hat einen gravierenden Nachteil: eine katastrophale Klimabilanz. Es ist rund 23.500-mal klimaschädlicher als CO2 und hält sich zu-dem 3.200 Jahre in der Atmosphäre.
3.200
Jahre
bleibt SF6 in der Atmosphäre.

Schwefelhexafluorid (SF6)
ist dank seiner hervorragenden isolierenden Eigenschaften das perfekte Isoliergas für elektrische Anwendungen.
23.500
mal
klimaschädlicher als CO2
Letztes Jahr trat in der EU daher eine neue F‑Gasverordnung in Kraft, die den Einsatz von fluorierten Gasen immer mehr einschränkt und das SF6-Gas ab 2032 in neuen elektrischen Anlagen ganz verbietet. Davon betroffen sind auch die gasisolierten Prüf- und Messsysteme von HIGHVOLT, die Hersteller und auch Betreiber für die Prüfung der GIS benötigen. Dr. Tobias Gabler von HIGHVOLT erklärt: „Die Herausforderung ist, dass es kein anderes Gas gibt, das über ähnliche gute Eigenschaften verfügt wie SF6.“ Zwar sind schon Alternativen am Markt, die eine deutlich bessere Klimabilanz haben, aber auch sie enthalten zum Teil fluorierte Gase, die die EU ebenfalls verbieten will. „Für unsere Anlagen wollten wir eine zukunftssichere Lösung. Wir wollen, dass sich unsere Kunden darauf verlassen können, dass sie ihre Prüfsysteme auch noch in zehn Jahren nutzen können“, erklärt Gabler.
Die Lösung
Was ist also die Alternative? Die Antwort hört sich denkbar einfach an: synthetische Luft. Sie besteht aus Stickstoff und Sauerstoff, hat ein Treibhauspotenzial von null und ist damit für das Klima völlig unbedenklich. Der Haken: Synthetische Luft hat ein deutlich schlechteres Isoliervermögen und kann das SF6-Gas nicht eins zu eins ersetzen. „Die Nachteile lassen sich jedoch überwinden, wenn wir das Design unserer Prüf- und Messanlagen überarbeiten“, erklärt Gabler. Die Prüfexperten bei HIGHVOLT nehmen daher schrittweise alle Mess- und Prüfanlagen unter die Lupe und untersuchen, wie sie die Komponenten an die neuen Anforderungen anpassen können. So lässt sich etwa das Isoliervermögen der synthetischen Luft deutlich verbessern, indem der Betriebsdruck in den Anlagen von vier auf sieben Bar nahezu verdoppelt wird. Das bedingt wiederum dickere Wände bei den Gefäßen, damit sie dem höheren Druck standhalten.
Zukunftssicher
Luft birgt kein Risiko! Somit ist der Einsatz unabhängig von zukünftigen Regulierungen dauerhaft möglich.

Synthetische Luft
besteht aus Stickstoff und Sauerstoff.
0 Treibhauspotential
Synthetische Luft ist für das Klima völlig unbedenklich.
„Auch die Isolierabstände müssen wir erhöhen und die Elektrodengeometrien anpassen. Insgesamt werden unsere Anlagen durch diese Maßnahmen etwa 20 Prozent größer, aber ansonsten bleiben alle Funktionalitäten gleich“, so Gabler. Da immer mehr Hersteller von GIS ebenfalls zunehmend auf synthetische Luft setzen, sind die Systeme von HIGHVOLT mit ihnen kompatibel. Aber auch bestehende Anlagen, die noch mit SF6 betrieben werden, lassen sich mit den entsprechenden Adaptern weiterhin prüfen. „In dieser Hinsicht sind unsere Systeme sehr flexibel“, betont Gabler. Neben dem Umweltaspekt hat synthetische Luft aber noch weitere Vorteile für Betreiber: So ist das Gashandling deutlich einfacher, wie Gabler erklärt: „Wartungen sind mit SF6 deutlich zeitintensiver, das Gas muss aufwendig abgesaugt werden und etliche Sicherheitsvorkehrungen sind zum Beispiel auch während des Transports notwendig – das alles entfällt oder vereinfacht sich.“ Auch die Anforderungen an das Material sind bei synthetischer Luft nicht so streng. Ebenfalls ein wichtiger Punkt: Synthetische Luft ist leichter verfügbar und deutlich kostengünstiger als SF6. Die erste Resonanzdrossel für die Wechselspannungsprüfsysteme haben die HIGHVOLT-Ingenieure bereits an das neue Isoliermedium angepasst. „Damit sind wir aktuell einer der ersten Hersteller, die Prüftechnik mit synthetischer Luft auf den Markt bringen.“ Nach und nach folgen weitere Prüf- und Messsysteme, damit ab 2028 alle Typenreihen von HIGHVOLT mit synthetischer Luft funktionieren.
Reinhausen Inside
Folgende Systeme von HIGHVOLT sind bereits angepasst oder demnächst mit synthetischer Luft verfügbar:
2025
- Wechselspannungs-Resonanzprüfsystem WRVG/Resonanzdrossel für 340-kV-Prüfspannung
- Verlustleistungsmesssystem LiMOS für 100-kV-Prüfspannung
- MCP-Normalkondensator
Ab 2026
- Verlustleistungsmesssystem LiMOS für 200-kV-Prüfspannung
- Wechselspannungsprüfsystem WRVG für Prüfspannungen bis 680 kV

IHR ANSPRECHPARTNER
Haben Sie Fragen zu gasisolierten Prüf- und Messsystemen? Dr. Tobias Gabler ist für Sie da:
T.Gabler@highvolt.com


