Power Composites (RPC) hat ein neues Werk für Hohlverbundisolatoren in Indien eröffnet. Im Interview spricht Executive Director Business Development and Sales Marcus Hartmann über den Standort, das Joint Venture mit Aditya Birla und die Vorteile für den Kunden.
Warum hat sich Power Composites für einen neuen Standort in Indien entschieden?
Indien gehört zu den Ländern, die wirtschaftlich am stärksten wachsen. Für Verbundhohlisolatoren gab es bislang jedoch keinen lokalen Hersteller. Dabei hat der Markt einen hohen Bedarf, den wir gemeinsam mit unserem indischen Partner Aditya Birla zukünftig bedienen möchten. Unser neues, gemeinsames Werk „Aditya Birla Power Composites Ltd.“ in Halol im Bundesstaat Gujarat ist der erste große Schritt in neues Wachstum.
Was hat Sie zu dem Joint Venture bewogen?
Für europäische Unternehmen ist es nicht leicht, einen Zugang zum wichtigen indischen Markt zu finden, da die Kunden dort lokale Produkte bevorzugen. Deshalb war uns von vornherein klar, dass wir nur mit einem starken Partner aus der Region den Markteintritt schaffen können.
Und das ist Aditya Birla?
Ja! Aditya Birla zählt mit circa 50 Milliarden Euro Umsatz zu den größten Konzernen auf dem indischen Markt und ist dort zudem der führende Hersteller von Porzellanisolatoren. Das Unternehmen ist stark diversifiziert, mit hoher Fachexpertise und vielfältigen Kundenzugängen. Aditya Birla hat zudem einen sehr hohen Qualitätsanspruch und erfährt als Unternehmen große Wertschätzung in der indischen Gesellschaft und den internationalen Märkten.
Aditya Birla
Die Aditya Birla Group gehört mit 48,3 Milliarden US-Dollar Umsatz zur indischen Liga der Fortune 500 und beschäftigt über 120.000 Mitarbeiter in 36 Ländern. In seiner über 70-jährigen Geschichte hat der Konzern zum Aufschwung der indischen Wirtschaft beigetragen und mit seinem hohen sozialen Engagement die Gesellschaft geprägt. Mit ihren Tochtergesellschaften ist die Aditya Birla Group in verschiedenen Wirtschaftssektoren tätig, unter anderem in den Bereichen Metalle, Textilien, Ruß, Telekommunikation, Zement und Isolatoren.
Was versprechen Sie sich von dem Joint Venture?
Wir wollen uns noch stärker im großvolumigen Massengeschäft gegen unseren größten Wettbewerber aus China positionieren und unseren Kunden auch in diesem Segment qualitativ hochwertige Produkte zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten. Das ist gerade auf dem indischen Markt mit seinem stark wachsenden Energiebedarf ein wichtiger Erfolgsfaktor.
Und auf dem Weltmarkt?
Hier haben wir das Ziel, der wichtigste Player für Verbundhohlisolatoren weltweit zu werden und für unsere Kunden noch mehr als zuvor ein verlässlicher Entwicklungspartner in Sachen Technologie und Qualität zu sein. Diesem Ziel kommen wir mit dem Joint Venture einen großen Schritt näher und können dem aggressiven Wettbewerb aus Asien entgegentreten.
„Wir vereinen jetzt alle drei Fertigungstechnologien unter einem Dach — und können damit alle Preissegmente bedienen.“
Was macht Sie da so sicher?
Wir haben jetzt ein weiteres Alleinstellungsmerkmal am Markt, denn in Indien produzieren wir unsere Verbundhohlisolatoren erstmals mit der HTV-Injektionstechnologie. Damit vereinen wir bei Power Composites zusammen mit LSR-Injektion und HTV-Extrusion alle drei Beschirmungstechnologien unter einem Dach. Das kann sonst niemand! Heißt: Wir können jetzt sämtliche Anforderungen in weltweit allen Märkten erfüllen. Als Vollanbieter sind wir für unsere nationalen als auch internationalen Kunden somit hoch interessant.
Und was hat der Kunde davon?
Wir können nun wirklich allen Ansprüchen gerecht werden und unseren Kunden in der Welt die erfreuliche Botschaft vermitteln, dass wir ungeachtet der Bedarfsanforderungen oder der Lieferregion alles mit höchster technischer Expertise und standardisierten Herstellprozessen abbilden können.
Werden von dem Joint Venture auch Ihre anderen Standorte profitieren?
Auf jeden Fall. Schließlich erreichen wir über den indischen Markt nicht nur das Standardmassengeschäft. Wir gewinnen auch neue Kunden, die wir langfristig begleiten und mit unseren Premiumprodukten versorgen wollen. Der indische Standort ist daher nicht nur ein weiterer Marktzugang, sondern eine perfekte Ergänzung zu unserem existierenden Portfolio.
„Das Joint Venture ist eine echte Mischung aus den Kernwerten beider Unternehmen. Mit dem technologischen Vorsprung und dem Fachwissen von beiden Seiten wird daraus eine sichtbare Synergie entstehen. So werden wir den Bedarf an Isolatoren in der Energieausrüstungsindustrie bedienen und indischen sowie globalen OEMs dabei helfen, ihr Produktangebot für Übertragungs- und Verteilnetzanlagen weltweit zu verbessern.“
Sanjeev Sachdev, CEO des Joint Ventures Aditya Birla Power Composites Limited
Wie blicken Sie in die Zukunft des Joint Ventures?
Sehr positiv und erwartungsvoll! Denn der Bedarf an Verbundhohlisolatoren wächst sowohl auf dem indischen als auch auf dem Weltmarkt weiter stark. Entsprechend groß ist bereits heute das Interesse unserer Kunden. Daher werden wir die professionelle und freundschaftliche Zusammenarbeit mit unserem Partner Aditya Birla perspektivisch ausbauen.
Perfekt beschirmt
Das High-Temperature-Vulcanizing-(HTV)-Extrusionsverfahren
Dieses Verfahren kommt im französischen Cusset zum Einsatz. Ein Extruder bringt dabei das Silikon auf das GFK-Rohr auf. Es eignet sich besonders, um komplizierte Schirmprofile zu realisieren, wie zum Beispiel solche für Hochspannungs-Gleichstromübertragungs-Anwendungen.
Die Liquid-Silicone-Rubber-(LSR)-Beschirmungstechnologie
Die LSR-Injektionstechnologie ist eine Spritzgusstechnologie, die in Regensburg angewendet wird. Bei diesem Verfahren wird flüssiges Silikon mit Hochdruck in Formen gepresst. Die LSR-Technologie eignet sich besonders für hoch standardisierte Isolatoren mit großen Stückzahlen.
Die HTV-Injection-Moulding-Technologie
Diese Technologie wird am neuen Standort im indischen Halol mit den bewährten Design- und Qualitätsprozessen von Power Composites eingesetzt. Das Fertigungsprinzip funktioniert ähnlich wie die LSR-Beschirmungstechnologie. Anstatt flüssigen Silikons wird allerdings HTV-Silikon mit einer höheren Festigkeit unter großem Druck in Formen gepresst. Die HTV-Injection-Moulding-Technologie eignet sich besonders für standardisierte Produkte mit großen Stückzahlen wie Spannungswandler und Leistungsschalter.
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Haben Sie Fragen zur Beschirmungstechnologie? Marcus Hartmann berät Sie gerne: M.Hartmann@reinhausen.com