Strom soll konstant fließen, auch in Zeiten der Energiewende, wenn die Spannung im Auf und Ab der Netzbelastung Achterbahn fährt. MR und Partner Omexom haben darum im Amprion-Umspannwerk Sechtem eine Technologie installiert, die einen wichtigen Job ausgemusterter Kraftwerke übernimmt und netzstabilisierende Blindleistung liefert: MSCDN.
Abends gehen die Lichter an, viele Herde, Waschmaschinen, Fernseher ebenso. Wenn zugleich noch massenhaft E‑Autos am Tropf hängen, rauscht die Stromspannung schon mal in den Keller. Oder sie springt durch die Decke, wenn bei Schönwetter viele erneuerbare Erzeuger grüne Energie ins Netz pumpen. Bisher schlug dann die Stunde fossiler und nuklearer Kraftwerke, die Spannungsschwankungen flexibel mittels Blindleistung ausglichen. Mit ihrer Ablösung und dem Ausbau der Erneuerbaren, die für mehr Volatilität im Netz sorgen, wird dieser unverzichtbare Arbeitsplatz frei.
Ein Bewerber für die Vakanz überzeugte aber schon: die Technologie MSCDN (Mechanically Switched Capacitor with Damping Network). Die fünf Buchstaben stehen für eine innovative Anlage, die mit einer mechanisch geschalteten Kondensatorbank samt Dämpfungsnetzwerk arbeitet. „MSCDN-Anlagen werden künftig verstärkt benötigt, um kapazitive Blindleistung bereitzustellen oder Spannungsschwankungen gestuft auszugleichen. Sie verbessern die Spannungsqualität und dämpfen die Resonanzen im Netz. Dabei arbeiten sie effizient und wartungsarm“, erläutert Uwe Jäger, Unternehmensbereichsleiter Umspannwerke bei Omexom.
Sechtem: Fit für mehr Netz-Power
Der MR-Geschäftsbereich Power Quality und die Omexom Umspannwerke GmbH haben MSCDN für die anspruchsvollen Hoch- und Höchstspannungs-Übertragungsnetze weiterentwickelt. Umspannwerke von drei der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber arbeiten bereits damit. Im April dieses Jahres brachten die Partner eine GRIDCON® MSCDN-Anlage für 380-Kilovolt-Strom am Standort Sechtem des Betreibers Amprion ans Netz. Die Umspannanlage in dem Bornheimer Stadtteil zwischen Köln und Bonn ist ein wichtiger Netzknoten, an dem verschiedene Leitungskorridore aufeinander treffen – ein günstiger Ort für die Netzregelung.
„MSCDN-Anlagen verbessern die Spannungsqualität und dämpfen die Resonanzen im Netz. Dabei arbeiten sie effizient und wartungsarm.“
Uwe Jäger, Unternehmensbereichsleiter Umspannwerke bei Omexom
„Mit der MSCDN-Anlage erfüllen wir die gestiegenen Anforderungen an das Stromnetz. Wir fangen den Rückbau der Kohlekraftwerke im rheinischen Revier und die Bedarfe nach Blindleistung auf, die auch wegen der zunehmenden Transite im Übertragungsnetz immer größer werden“, begründet Dr. Daniel Eichhoff die Millionen-Investition. Der Abteilungsleiter Stationen von Amprion ist mit dem Ergebnis zufrieden: „Die Anlage arbeitet seit Inbetriebnahme sehr zuverlässig. Die Zusammenarbeit mit MR und Omexom war geprägt von einem hohen Maß an Vertrauen und offenem, transparentem Austausch. Wir kennen und schätzen jede der Firmen ja schon aus früheren Projekten als verlässliche Partner.“
Weitere MSCDN-Anlagen bis 2030
Die MSCDN-Anlage ist ein Baustein der Modernisierung, die seit einigen Jahren in Sechtem läuft, und fügt sich in den ausgeklügelten Mix aus statischen und dynamischen Kompensationsmaßnahmen ein. Dabei regelt die statische Technik, die sich entweder zu- oder abschalten lässt, die Grundlast. „Dies gilt für die MSCDN-Anlage, die Spannung anhebt, sowie für spannungssenkende Drosselspulen, die mit leistungsstarken Stufenschaltern von MR arbeiten“, erklärt Eichhoff.
„Mit der MSCDN-Anlage erfüllen wir die gestiegenen Anforderungen an das Stromnetz. Wir fangen den Rückbau der Kohlekraftwerke im rheinischen Revier und die Bedarfe nach Blindleistung auf, die auch wegen der zunehmenden Transite im Übertragungsnetz immer größer werden.“
Dr. Daniel Eichhoff , Abteilungsleiter Stationen von Amprion
Dynamische Systeme wie STATCOM (Stromrichter) und rotierende Phasenschieber regeln die verbleibende, temporär wechselnde Last stufenlos und flexibel. Neben der Sanierung der gesamten Umspannanlage in Sechtem wurden dort auch neue Trafos aufgestellt, um die Energiewende und den wachsenden Strombedarf zu stemmen. Amprion nutzt flächendeckend ein Trafo-Monitoring-System, um seine Trafo-Flotte zu überwachen, zu erneuern und auszubauen. Zuwachs sei nicht nur an dieser Stelle sicher, kündigt Dr. Eichhoff an: „Die MSCDN-Anlage in Sechtem war nicht unsere erste und nicht unsere letzte. Zwei weitere sind im Bau, bis 2030 planen wir einige mehr an Amprion-Standorten.“