Blind­leis­tung auch ohne Kohle

© Claus Langer

Strom soll konstant fließen, auch in Zeiten der Ener­gie­wende, wenn die Span­nung im Auf und Ab der Netz­be­las­tung Achter­bahn fährt. MR und Partner Omexom haben darum im Amprion-Umspann­werk Sechtem eine Tech­no­logie instal­liert, die einen wich­tigen Job ausge­mus­terter Kraft­werke über­nimmt und netz­sta­bi­li­sie­rende Blind­leis­tung liefert: MSCDN.


Abends gehen die Lichter an, viele Herde, Wasch­ma­schinen, Fern­seher ebenso. Wenn zugleich noch massen­haft E‑Autos am Tropf hängen, rauscht die Strom­span­nung schon mal in den Keller. Oder sie springt durch die Decke, wenn bei Schön­wetter viele erneu­er­bare Erzeuger grüne Energie ins Netz pumpen. Bisher schlug dann die Stunde fossiler und nuklearer Kraft­werke, die Span­nungs­schwan­kungen flexibel mittels Blind­leis­tung ausgli­chen. Mit ihrer Ablö­sung und dem Ausbau der Erneu­er­baren, die für mehr Vola­ti­lität im Netz sorgen, wird dieser unver­zicht­bare Arbeits­platz frei.

Ein Bewerber für die Vakanz über­zeugte aber schon: die Tech­no­logie MSCDN (Mecha­ni­cally Swit­ched Capa­citor with Damping Network). Die fünf Buch­staben stehen für eine inno­va­tive Anlage, die mit einer mecha­nisch geschal­teten Konden­sa­tor­bank samt Dämp­fungs­netz­werk arbeitet. „MSCDN-Anlagen werden künftig verstärkt benö­tigt, um kapa­zi­tive Blind­leis­tung bereit­zu­stellen oder Span­nungs­schwan­kungen gestuft auszu­glei­chen. Sie verbes­sern die Span­nungs­qua­lität und dämpfen die Reso­nanzen im Netz. Dabei arbeiten sie effi­zient und wartungsarm“, erläu­tert Uwe Jäger, Unter­neh­mens­be­reichs­leiter Umspann­werke bei Omexom.

Sechtem: Fit für mehr Netz-Power

Der MR-Geschäfts­be­reich Power Quality und die Omexom Umspann­werke GmbH haben MSCDN für die anspruchs­vollen Hoch- und Höchst­span­nungs-Über­tra­gungs­netze weiter­ent­wi­ckelt. Umspann­werke von drei der vier deut­schen Über­tra­gungs­netz­be­treiber arbeiten bereits damit. Im April dieses Jahres brachten die Partner eine GRIDCON® MSCDN-Anlage für 380-Kilo­volt-Strom am Standort Sechtem des Betrei­bers Amprion ans Netz. Die Umspann­an­lage in dem Born­heimer Stadt­teil zwischen Köln und Bonn ist ein wich­tiger Netz­knoten, an dem verschie­dene Leitungs­kor­ri­dore aufein­ander treffen – ein güns­tiger Ort für die Netz­re­ge­lung.

„MSCDN-Anlagen verbes­sern die Span­nungs­qua­lität und dämpfen die Reso­nanzen im Netz. Dabei arbeiten sie effi­zient und wartungsarm.“

Uwe Jäger, Unter­neh­mens­be­reichs­leiter Umspann­werke bei Omexom

„Mit der MSCDN-Anlage erfüllen wir die gestie­genen Anfor­de­rungen an das Strom­netz. Wir fangen den Rückbau der Kohle­kraft­werke im rhei­ni­schen Revier und die Bedarfe nach Blind­leis­tung auf, die auch wegen der zuneh­menden Tran­site im Über­tra­gungs­netz immer größer werden“, begründet Dr. Daniel Eich­hoff die Millionen-Inves­ti­tion. Der Abtei­lungs­leiter Stationen von Amprion ist mit dem Ergebnis zufrieden: „Die Anlage arbeitet seit Inbe­trieb­nahme sehr zuver­lässig. Die Zusam­men­ar­beit mit MR und Omexom war geprägt von einem hohen Maß an Vertrauen und offenem, trans­pa­rentem Austausch. Wir kennen und schätzen jede der Firmen ja schon aus früheren Projekten als verläss­liche Partner.“

Weitere MSCDN-Anlagen bis 2030

Die MSCDN-Anlage ist ein Baustein der Moder­ni­sie­rung, die seit einigen Jahren in Sechtem läuft, und fügt sich in den ausge­klü­gelten Mix aus stati­schen und dyna­mi­schen Kompen­sa­ti­ons­maß­nahmen ein.  Dabei regelt die stati­sche Technik, die sich entweder zu- oder abschalten lässt, die Grund­last. „Dies gilt für die MSCDN-Anlage, die Span­nung anhebt, sowie für span­nungs­sen­kende Dros­sel­spulen, die mit leis­tungs­starken Stufen­schal­tern von MR arbeiten“, erklärt Eich­hoff.

„Mit der MSCDN-Anlage erfüllen wir die gestie­genen Anfor­de­rungen an das Strom­netz. Wir fangen den Rückbau der Kohle­kraft­werke im rhei­ni­schen Revier und die Bedarfe nach Blind­leis­tung auf, die auch wegen der zuneh­menden Tran­site im Über­tra­gungs­netz immer größer werden.“

Dr. Daniel Eich­hoff , Abtei­lungs­leiter Stationen von Amprion

Dyna­mi­sche Systeme wie STATCOM (Strom­richter) und rotie­rende Phasen­schieber regeln die verblei­bende, temporär wech­selnde Last stufenlos und flexibel. Neben der Sanie­rung der gesamten Umspann­an­lage in Sechtem wurden dort auch neue Trafos aufge­stellt, um die Ener­gie­wende und den wach­senden Strom­be­darf zu stemmen. Amprion nutzt flächen­de­ckend ein Trafo-Moni­to­ring-System, um seine Trafo-Flotte zu über­wa­chen, zu erneuern und auszu­bauen. Zuwachs sei nicht nur an dieser Stelle sicher, kündigt Dr. Eich­hoff an: „Die MSCDN-Anlage in Sechtem war nicht unsere erste und nicht unsere letzte. Zwei weitere sind im Bau, bis 2030 planen wir einige mehr an Amprion-Stand­orten.“


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