Spei­chern für die Zukunft

Erneu­er­bare Ener­gien sind volatil. Ohne Spei­cher­tech­no­lo­gien über alle Netz­ebenen hinweg wird es keine Dekar­bo­ni­sie­rung geben.


Der Klima­schutz und die Reduk­tion von Treibhaus­gasen wie insbe­son­dere CO2 bedeuten welt­weit tief­grei­fende Verän­de­rungen bei der Ener­gie­pro­duk­tion. Der Ausbau erneu­er­barer Ener­gien, vor allem der Solar- und Wind­energie, spielen für die Ener­gie­wende eine zentrale Rolle. Denn das Angebot dieser klima­freund­li­chen Ener­gie­träger über­steigt den welt­weiten Bedarf an Primär­energie von derzeit rund 170.000 Tera­watt­stunden um ein Viel­fa­ches.

Laut den Erhe­bungen der IEA (Inter­na­tional Energy Agency) beträgt der Anteil an emis­si­ons­frei erzeugtem Strom welt­weit bereits heute rund 37 Prozent. Aller­dings macht elek­tri­sche Energie nur ein Fünftel des welt­weiten Gesamt­energie­verbrauchs aus. Für die Ener­gie­wende ist es daher von entschei­dender Bedeu­tung, wie die Erneu­er­baren auch im Verkehrs- und Heizungs­sektor konven­tio­nelle Ener­gie­träger substi­tu­ieren.

Für die Ener­gie­wende ist es daher von entschei­dender Bedeu­tung, wie die Erneu­er­baren auch im Verkehrs- und Heizungs­sektor konven­tio­nelle Ener­gie­träger substi­tu­ieren.

Um die Klima­ziele zu errei­chen, ist deshalb eine ganze Reihe an Heraus­for­de­rungen zu meis­tern. Für Markus Riepl, der bei Rein­hausen Lösungen für die Netze der Zukunft entwi­ckelt, steht fest: „Viele Fragen drehen sich darum, wie die Netze der Zukunft diese gewal­tigen Mengen Energie trans­por­tieren können. Und wie sich die vola­tile Erzeu­gung von Solar- und Wind­strom örtlich und zeit­lich mit dem aktu­ellen Bedarf in Deckung bringen lässt. Diese Fragen haben sowohl globale als auch regio­nale Dimen­sionen.“ So werden viele Industrie­nationen wie beispiels­weise Deutsch­land künftig „grüne Energie“ in Form von „grünem Wasser­stoff“, der in wind- und sonnen­rei­chen Regionen produ­ziert wird, impor­tieren müssen.

Gleich­zeitig stoßen die Netz­kapazitäten bereits heute an Grenzen und können den klima­freund­lich erzeugten Strom nicht immer bedarfs­ge­recht vom Erzeuger zum Verbrau­cher trans­por­tieren. Eine Möglich­keit, diese Schwan­kungen auszu­glei­chen, sind Ener­gie­spei­cher. Im Folgenden zeigt dieser Beitrag auf, wie Netz­pro­bleme, die erneu­er­bare Ener­gien in die Netze bringen, mit Spei­cher­sys­temen gelöst werden können — von der Höchst- bezie­hungs­weise Hoch­­­span­nungs- über die Mittel- bis zur Nieder­spannungs­ebene.

Heraus­for­de­rung Sekto­ren­kopp­lung

Sogar auf der Höchst­span­nungs­ebene können Batte­rie­spei­cher Über­tragungsengpässe der Netze puffern. Beispiels­weise muss in Deutsch­land Strom aus den Offshore-Wind­parks im wind­rei­chen Norden in den verbrauchs­starken Süden gelangen. Zwar bauen die Betreiber die Über­tragungs­netze beständig aus, doch weil das allein nicht reicht, soll die Über­tra­gungs­leis­tung zusätz­lich durch soge­nannte Netz­booster opti­miert werden. Hierbei handelt es sich um gigan­ti­sche Batte­rie­an­lagen im Leis­tungs­be­reich von mehreren Hundert Mega­watt.

Der Hinter­grund: Wenn beson­ders viel Strom vom Norden in den Süden über die Leitungen trans­por­tiert werden muss, kommt es immer wieder zu Über­las­tungen einzelner Leitungs­ab­schnitte, was teure Redis­patch-Maßnahmen erfor­der­lich macht. Das heißt: Vor dem Engpass müssen Erzeuger ihre Produk­tion herun­ter­fahren, dahinter dann im glei­chen Umfang erhöhen. Die Kosten für solche Maßnahmen summieren sich allein in Deutsch­land auf mehrere 100 Millionen Euro jähr­lich.

Strom­erzeu­gung und ‑verbrauch: Beim Ausgleich der Lücken oder der Über­schüsse zwischen Erzeu­gung und Verbrauch entstehen Redis­patch­kosten. Netz­booster helfen, diese zu mini­mieren.

Netz­booster helfen, diese Lücken auszu­glei­chen, indem sie Über­pro­duk­tionen spei­chern, die vor dem Engpass liegen und nicht trans­por­tiert werden können. Hinter dem Engpass stellen sie Leis­tung zur Verfü­gung. Da dies alles inner­halb einer extrem schnellen Reak­ti­ons­zeit passiert, können Sicher­heits­re­serven in den Netzen, die für solche Fehler­fälle vorge­sehen sind, für den Strom­trans­port genutzt werden.

Netz­booster für Über­tra­gungs­netze

Durch die Abhän­gig­keit von Wind und Wetter steht meist entweder zu viel oder zu wenig elek­tri­sche Energie zur Verfü­gung. Das wollen Netz­be­treiber nun durch die Kopp­lung bezie­hungs­weise Verschrän­kung der ener­gie­wirt­schaft­li­chen Sektoren Strom, Wärme und Verkehr ausglei­chen — und zwar über den Ener­gie­träger Gas. Über­schüs­sige erneu­er­bare Energie wird über Power-to-Gas- oder Power-to-Heat-Anlagen in den Verkehrs- oder Wärme­sektor ausge­kop­pelt.

Das Gasnetz stellt dabei eine riesige Spei­cher­ka­pa­zität zur Verfü­gung. So kann beispiels­weise der mit erneu­er­barer Energie erzeugte Wasser­stoff in Brenn­stoff­zellen für Lkw oder mittels konven­tio­neller Verwer­tung bei den Erdgasver­brauchern schäd­liche Treibhaus­gas­emissionen redu­zieren. Prof. Vero­nika Grimm von der Univer­sität Nürn­berg ist eine der trei­benden Kräfte hinter der Sektoren­kopplung in Deutsch­land. In einem Inter­view mit der Online­platt­form sechsnull.de erklärt sie, dass vor allem „grüner Wasser­stoff“ eine maßgeb­liche Rolle spielen wird, wenn es um die Dekar­bo­ni­sie­rung der Sektoren Verkehr und Wärme geht.

Das Prinzip der Power-to-Gas Tech­no­logie.

Für die Spezia­listin für erneu­er­bare Ener­gien steht außerdem fest, dass es ohne inter­na­tio­nale Verflech­tungen keine Ener­gie­wende geben kann. „Als Indus­trie­na­tion werden wir auch in einer zu 100 Prozent erneu­er­baren Welt keine Selbst­ver­sorger sein, sondern Wasser­stoff und synthe­ti­sche Ener­gie­träger impor­tieren, die in Vorzugs­re­gionen auf der ganzen Welt herge­stellt wurden“, so Prof. Grimm.

Puffern mit Quar­tier­spei­chern

Statio­näre Spei­cher, soge­nannte Quar­tier­spei­cher, puffern heute schon, meist auf der Mittel­span­nungs­ebene, die schwan­kenden Erzeu­gungs­mengen erneu­er­barer Ener­gie­quellen und leisten so einen wesent­li­chen Beitrag zur Ener­gie­wende. Sie bieten völlig neue Möglich­keiten für das Energie- und Lasten­ma­nage­ment in Indus­trie­be­trieben und Verteil­netz­abschnitten. Wind- oder Solar­parks lassen sich mit diesen Ener­gie­spei­chern zu Produk­ti­ons­ein­heiten koppeln und so Energie konstant und planbar in die Netze einbringen.

Sie helfen, Micro­grids oder schwach ausge­baute Netze zu stabi­li­sieren, indem sie schwan­kende Last- und Einspei­se­mengen ausglei­chen. Unter wirt­schaft­li­chen Gesichts­punkten sind Quar­tier­spei­cher an vielen Knoten­punkten der Netze sinn­voll, meint Rein­hausen-Fach­mann Markus Riepl:

„Netz­be­treiber vermeiden Inves­ti­tionen in den Netz­ausbau, Anbieter von Wind- und Solar­energie können die Markt­ungleich­gewichte nutzen und ihren Strom dann verkaufen, wenn er die höchste Rendite bringt. Energie­zentralen können sich Reserven anlegen und Bedarfs­spitzen im Netz ausglei­chen.“

Dabei kombi­niert der Batte­rie­wech­sel­richter drei Funk­tionen in einer Einheit: Spei­chern, Blind­leis­tungs­kom­pen­sa­tion und Aktiv­filter. Aufgrund dieser System­dienstleistungs­fähigkeit werden solche Wech­sel­richter von der Regu­lie­rungs­be­hörde als Netz­kom­po­nenten einge­stuft. Diese Einstu­fung bringt für den Betreiber Vorteile bei Investitions­kosten und bei der Spei­cher­be­wirt­schaf­tung.

Auch entle­gene Regionen mit schwa­cher Netz­an­bin­dung errei­chen mittels Spei­cher­tech­no­logie eine stabi­lere Strom­ver­sor­gung. Soge­nannte ESS (Energy Storage Systems) können die von verschie­denen Erzeu­gern wie Solar- oder Wind­an­lagen oder Diesel­ge­ne­ra­toren produ­zierte Energie spei­chern und bei Bedarf an das Netz abgeben. Dadurch gewähr­leisten sie eine störungs­freie Strom­ver­sor­gung. Voraus­set­zung hierfür sind Wech­sel­rich­ter­lö­sungen wie GRIDCON® PCS von Rein­hausen. Diese Lösung hat beispiels­weise Autarsys in seinen Speicher­systemen verbaut, die heute für die Strom­ver­sor­gung in einer entle­genen Region auf den Phil­ip­pinen einge­setzt werden.

Andreas Plenk, Manager bei Alfen, einem nieder­län­di­schen Hersteller von Spei­cher­sys­temen, sieht noch weitere viel­fäl­tige Einsatz­be­reiche für Batte­rie­sys­teme: „Immer mehr euro­päi­sche Städte richten Umwelt­zonen ein und wollen aus Umwelt­schutz­gründen Diesel­ge­ne­ra­toren verbieten. Doch Märkte, Festi­vals und Große­vents müssen weiterhin mit Strom versorgt werden. Eine ähnliche Situa­tion haben wir bei Häfen. Hier werden Umwelt­zonen einge­richtet, um die Anzahl der Diesel­generatoren von Hafen­be­trei­bern und Reedern zu redu­zieren. So entstehen gerade neue Märkte.“

Lade­säulen entlasten Verteil­netze

Die Ener­gie­wende ist ohne Elek­tro­mo­bi­lität — zumin­dest als Zwischen­schritt — nicht machbar. Analysten erwarten, dass bis 2030 in den meisten Indus­trie­län­dern schon mehr Elek­tro­fahr­zeuge als Verbrenner rollen werden. Kali­for­nien möchte sich bis dahin sogar ganz von konven­tio­nellen Fahr­zeugen verab­schieden. Beson­ders die Verteil­netze stellt diese Entwick­lung vor gewal­tige Heraus­for­de­rungen, die nur mit intel­li­genten Lade­infrastrukturen zu bewäl­tigen sind.

Um beispiels­weise mehrere Fahr­zeuge in einer Park­ga­rage oder an öffent­li­chen Park­plätzen zu laden, wäre viel­fach ein teurer Ausbau der Leitungs­ka­pa­zi­täten nötig. Die Alter­na­tive: Lade­sta­tionen, die einen Spei­cher vorhalten, so den Lade­vor­gang beschleu­nigen und gleich­zeitig die Nieder­span­nungs­netze entlasten. Hier entsteht ein Welt­markt, für den auch Rein­hausen Lösungen bereit­hält.

Ein Konzept, das sich auch durch Schwarm­intelligenz erwei­tern lässt: Die schwan­kende, wetter­ab­hän­gige Energie­erzeugung aus erneu­er­baren Ener­gie­quellen kann durch smarte Spei­cher­lö­sungen auch auf Orts­netz­ebene Schwan­kungen ausglei­chen. Dazu stellen die Fahr­zeuge ihre Batte­rie­ka­pa­zität während ihrer Stand­zeiten dem Strom­netz bei Engpässen zur Verfü­gung. Wenn umge­kehrt das Strom­netz Elektro­fahrzeugen bei Bedarf über­schüs­sige Energie zur Verfü­gung stellen würde, könnte es Ange­bots- und Erzeugungs­spitzen abpuf­fern. Batte­rie­spei­cher können so auf allen Netz­ebenen — vom Höchs­t­­span­nungs- bis zum Orts­netz — helfen, die Heraus­for­de­rung Ener­gie­wende zu meis­tern. Rein­hausen möchte seinen Beitrag dazu leisten.


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Markus Riepl ist für Sie da:
Markus.Riepl@reinhausen.com


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